
Seit etwa 170 Jahren ist die rote Fahne Symbol der Arbeiterbewegung. Nachdem sie 1834 bei Aufständen der französischen Seidenindustrie zu sehen war, wehte sie bald auf Demonstrationen in ganz Europa. In Deutschland war sie neben der schwarz-rot-goldenen Fahne seit 1848 Zeichen für die Revolution.
Auch die Anhänger von Ferdinand Lassalles Allgemeinem Deutschen Arbeiterverein (ADAV) sammelten sich seit 1863 unter einer roten Fahne mit der Aufschrift Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. In Mario Audorfs für den ADAV geschriebener Arbeitermarseillaise heißt es: …denn unsre Fahn ist rot.
Mit der Spaltung der Arbeiterbewegung nach 1914 geriet die rote Fahne ins Zwielicht. Nach der Oktoberrevolution war sie zur Staatsflagge der Sowjetunion und zum Erkennungszeichen der Kommunisten geworden. Die Sozialdemokraten schwenkten die schwarz-rot-goldene Fahne der Weimarer Republik. Nach der Zerschlagung des Nationalsozialismus kehrte die SPD zum traditionellen Rot zurück. Doch man wollte nicht mit den Bolschewisten in einen Topf geworfen werden, die diese Farbe für sich reklamierten.
Die Führungsgremien der SPD befanden zwar, dass die rote Fahne aus traditionellen, politischen und menschlichen Gründen unlöslich mit dem Sozialismus verbunden sei. Doch schon 1963, bei der 100-Jahr-Feier der SPD in Hannover, war ein neutrales Blau an die Stelle des einstigen Rot getreten. Zwei Jahre später ging die SPD mit ihrer neuen Farbe in den Wahlkampf und verlor. Die CDU gewann diese Wahl mit der Farbe Rot.
Inzwischen weht über der SPD-Parteizentrale wieder die rote Fahne mit den weißen Buchstaben SPD.