Das Wort Genosse geht auf das mittelhochdeutsche genoze zurück. Es gehört zur Wortgruppe von genießen und bezeichnete einen Menschen, der mit einem anderen die Nutznießung einer Sache gemeinsam hat.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde Genosse im Sinne von Gefährte, Gleichgestellter verwendet. Heute bezeichnet der Begriff das Mitglied einer linksgerichteten Partei. Die Sozialdemokraten verwendeten Genosse erstmals in der seit 1875 vereinigten Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Nach der Teilung Deutschlands sorgte Walter Ulbrichts sächselndes Genossinnen und Genossen dafür, dass viele Sozialdemokraten die Anrede nur noch zögerlich verwendeten. Manche wollten sie gar über Bord werfen. Parteivorstand und -ausschuss gelangten jedoch 1954 zu dem Schluss, die Anrede Genosse sei im Kampf für eine gemeinschaftliche große Idee entstanden und ein Zeichen solidarischer Kraft. Auf der Bundeskonferenz 1963 in Bad Godesberg fiel sie trotzdem kein einziges Mal. Inzwischen ist die SPD längst zu dem vertrauten Begriff zurückgekehrt.