Wenn mit Feuerwerkskörpern und Raketen in der Silvesternacht der Bürener Himmel erleuchtet und das neue Jahr begrüßt wird, beginnt auch für das Bürener Krankenhaus eine neue Ära. Ab dem 1. Januar übernehmen zwei Tochtergesellschaften der Marseille Kliniken das Hospital, die Regie über den Betrieb führt die MK 22, die Immobilie geht an MK 21. "Was lange währt, wird endlich gut", kommentierte Reinhold Stücke, der für die Kirchengemeinde die Verhandlungen führte, bei der Verkündung der Entscheidung. Den Vertrag unterzeichnete Walter Wellinghausen, juristischer Berater des Aufsichtsrates der Marseille Kliniken und mit den nötigen Vollmachten angereist, am Flughafen Paderborn /Lippstadt.
Über Vertragsinhalte wollte die Kirchengemeinde nicht sprechen. Klar ist, dass alle 75 Mitarbeiter von Marseille übernommen werden, und das zu gleichen Konditionen. Gesichert sei auch, so Pfarrer Peter Gede, dass die Kapelle weiter der Kirchengemeinde zur Verfügung steht und an der katholischen Ausrichtung des Hauses festgehalten werden solle.
"Zunächst wird es vor Ort eine Bestandsaufnahme geben", sagte ein Unternehmenssprecher auf NR-Anfrage. Ein Marseille-Team wird innerhalb der ersten Januarwoche nach Büren reisen. Entschieden sei bereits, dass Marseille eine gerontologische Abteilung einrichten möchte, so der Unternehmenssprecher weiter. In diesem Bereich werde Marseille auf jeden Fall investieren. Eine wohnortnahe medizinische Grundversorgung für alle Bürger solle auf jeden Fall vorgehalten werden, betonte er. Handlungsbedarf bestehe im Bereich der betriebswirtschaftlichen Organsiation. Exakte Details zur weiteren zukünftigen Ausrichtung des Hospitals waren von Marseille bisher nicht zu erfahren.
Die Marseille Kliniken AG betreibt in Büren bereits den Senioren-Wohnpark und ist mit 60 Einrichtungen (8 200 Betten) und 4 800 Mitarbeitern nach eigenen Angaben – ein marktführendes Unternehmen der stationären Gesundheitsversorgung in Deutschland. Vor über 20 Jahren gegründet, ist es in den Segmenten Pflege und Rehabilitation vertreten. Mit der Übernahme einer Klinik betritt Marseille Neuland. Die Gespräche mit Marseille waren durch Vermittlung von Bürens Bürgermeister Wolfgang Runge zustande gekommen.
Mit der Vertragsunterzeichnung geht ein nervenaufreibendes Pokerspiel um das Bürener St. Nikolaus Hospital zu Ende. Nachdem im Februar 2001 das Bürener Krankenhaus in dem Gutachten der Krankenkassen zur Schließung vorgeschlagen worden war, habe die Kirchengemeinde mit dem Kirchenvorstand alles unternommen, um das Haus zu stabilisieren. Nun, fast fünf Jahre später, sei man nun am Ziel.
Als einer der Ersten erfuhr Rudolf Hillebrand, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung, die gute Nachricht. "Ich hoffe, dass unsere familiäre Atmosphäre hier in Zukunft nicht auf der Strecke bleibt", so Hillebrand. Im Interesse des Krankenhauses bittet die Kirchengemeinde alle Bürger, das Hospital in Zukunft weiter zu unterstützen.
"Wenn das Haus nun gerettet ist, ist das aufgrund der Ereignisse der letzten Tage ausschließlich dem Kirchenvorstand und dem Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn zu verdanken und sonst niemandem", so die Pressemitteilung von St. Nikolaus im Wortlaut. Reinhold Stücke habe sich über die Maßen engagiert, betonte Gede. "Ich habe schon manchmal in zwei Telefonhörer gleichzeitig gesprochen", erinnert sich Stücke schmunzelnd, froh und zufrieden ob des positiven Ausgangs.
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