
Den geplanten Verkehrsflughafen Kassel-Calden nahm die SPD des Paderborner Kreistags zum Anlass für ein Informationsgespräch mit Fritz Henze, Chef des Flughafens Paderborn/Lippstadt. Die aktuelle Situation "einer der wichtigsten Einrichtungen der Infrastruktur für die ganze Region", wie Fraktionsvorsitzender Bernd Schäfer betonte, stand im Mittelpunkt.
Paderborn/Lippstadt ist mit 100 Umläufen pro Woche in Tourismusgebiete und 1,3 Mio. Fluggästen der größte Regionalflughafen. Dass das Vorhaben im etwa 70 Kilometer entfernten Calden überregionales Interesse weckt, zeigte die Teilnahme von Mechthild Rothe, Mitglied des Europaparlaments, Ute Berg, Bundestagsabgeordnete, und Dr. Axel Horstmann, Landtagsabgeordneter und Verkehrsminister a. D.
"Das Projekt in Calden muss verhindert werden", konstatierte Rothe. Die Infrastruktur in Kassel sei zwar sehr gut, der Standort aber wegen topographischer Gegebenheiten "definitiv ungeeignet", sagte Henze. Ob sich Ministerpräsident Roland Koch davon überzeugen lässt, ist unwahrscheinlich. "Die Landesregierung will den Flughafen um jeden Preis", zeigte sich Berg bezüglich der Erfolgschancen skeptisch.
Die Konkurrenz in nächster Nähe, noch dazu an einem der Drehkreuze inmitten Deutschlands, kann ein finanzielles Abrauschen des heimischen Airports, der laut Henze immerhin seit zehn Jahren schwarze Zahlen schreibt (derzeit 1,3 Mio. Euro Gewinn), mit sich bringen. Das bedeutet auch Einbußen für den Kreis Paderborn, sitzt dieser doch mit 57 Prozent mit im Boot der Flughafengesellschaft.
Bezeichnenderweise seien es gerade die Parteigenossen in Nordhessen, die als "stramme Befürworter", so Schäfer, aufträten. Henzes Überzeugung nach täten sich die Hessen damit keinen Gefallen. Selbst Frankfurt als größter deutscher Flughafen käme nicht ohne Blessuren davon. Vor allem von Billigfluggesellschaften, die "nur darauf warten, ihre Flotte in Calden zu stationieren", ginge das Risiko aus.
"Wir müssen uns um die Infrastruktur kümmern, für die wir Kompetenz haben", sagte Horstmann. Geschlossen solle sich die Region für den Ausbau der Sennebahn einsetzen, die für die Stabilisierung des Flughafens wichtig sei.
Noch lässt sich der Paderborner Flughafen von den hessischen Plänen nicht aus dem Konzept bringen und fährt weiter auf Erfolgskurs. "Wir wollen das, was wir haben, optimieren", sagte Flughafengeschäftsführer Henze. Planungen für den Ausbau der Start- und Landebahn auf 2.500 Meter laufen bereits. Auch das Airport-Hotel könnte ein Frequenzbringer werden.
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Dokument erstellt am 06.02.2006 um 19:42:17 Uhr
Erscheinungsdatum 07.02.2006 | Ausgabe: PADERB | Seite: 02