Sänger im Staub vereint

"Schwindelfrei muss man schon sein", ruft Hans Storck oben von der Leiter auf dem Dachboden der Niedermühle. Zusammen mit Ulrich Hardes und Volker Schiene reicht er dicke Bruchsteine nach unten, fallen lassen können die Männer sie nicht, das würde dem renovierten Boden nicht bekommen.

Seit acht Uhr sind die Männer an diesem Samstag zwischen Staubwolken und Dreck auf dem Dachboden des Bürener Kleinods aktiv. Sie gehören zur "Mann singt"-Gruppe, die sich aus dem Sängerbund Büren vor eineinhalb Jahren gegründet hat. Waren es am Vortag nur ein paar Mitglieder, packen heute 17 Mann kräftig an.

"Sie hätten gestern mal hier sein müssen, da war was los", sagt Storck, heute gehe es in erster Linie nur noch ums Aufräumen und Saubermachen.

Vor 24 Stunden hat die Gruppe mit Bauhelmen und Atemschutzmaske in luftiger Höhe die 28 Jahre alte Verkleidung des Daches mit Brecheisen abgerissen und in riesige Müllsäcke gestopft. 200 Quadratmeter sind zusammengekommen, die Fasern der Mineralwolle erschweren das atmen. "Deshalb tragen wir auch alle einen Atemschutz, Handschuhe und Einmalanzüge", im Sommer wären die staubtrockenen Arbeiten die Hölle gewesen, erklärt der Initiator von "Mann singt", Franz-Josef Götte. Eine Bürener Baubedarfsfirma spende dafür extra die Schutzkleidung.

"Ich bin erstaunt, wie gut die unterschiedlichen Berufsgruppen zusammenarbeiten", freute sich Storck über den freiwilligen Einsatz der Truppe. Während die "Bürohengste" wie Lehrer und Rechtsanwälte lieber auf dem Boden der Tatsachen blieben, kletterten die Techniker mutig auf die Leiter, um dem Dämmstoff vom Gebälk zu reißen. Während der Großteil des staubenden Etwas zum Entsorgungszentrum "Alte Schanze" gebracht wird, ein kleiner wird demnächst aber auch den Dachboden eines fleißigen Sängers zieren. Damit an beiden Tagen alles reibungslos klappt, hat Hans Storck extra einen Einsatzplan aufgestellt. Auch an diesem Samstag wird nichts dem Zufall überlassen. Das Abräumen der Bruchsteine über das Lüftungsgitter, das Aufräumen des Dachbodens und das Befreien des Daches vom Staub stehen heute an. Dafür soll der große Industriestaubsauger zum Einsatz kommen, der noch in der Ecke steht.

Das sei schon eine ganz schöne Drecksarbeit, ruft der Bürener Martin Koch (41), der feine Staub würde sich am ganzen Körper breit machen, so sei es gestern schon gewesen. Jeder der Männer hat sich bereits den Kopf an einer niedrigen Türöffnung gestoßen, sonst aber blieben sie von Blessuren verschont und haben alle ihren Spaß. "Wir wollen mit der Aktion zeigen, dass uns die Niedermühle am Herzen liegt, erklärt der Bürener Sängerbund-Vorsitzende, Franz-Josef Götte, zumal der Bund eine durchaus tragende Säule der Kulturinitiative Niedermühle sei. Die eingestaubten Männer müssen sich sputen; am nächsten Tag wollen sie auf dem Dachboden fleißig proben – dann ohne Dachdämmung.

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Dokument erstellt am 21.03.2006 um 17:28:20 Uhr
Erscheinungsdatum 22.03.2006 | Ausgabe: PADERB | Seite: 02