„Politik ist ein hartes Geschäft“

"Der Rücktritt von Matthias Platzeck ist sehr bedauerlich, aber natürlich hat die Gesundheit immer Vorrang"

Der Rücktritt des SPD-Vorsitzenden Matthias Platzeck sorgte gestern auch bei den Paderborner Sozialdemokraten für Betroffenheit. Ute Berg, SPD-Kreisvorsitzende und Mitglied des SPD-Parteivorstands, ereilte die Nachricht im fernen München. "Der Rücktritt von Matthias Platzeck ist sehr bedauerlich, aber natürlich hat die Gesundheit immer Vorrang", stellte sie fest. "Das ist nun mal Schicksal."

Hoffnungsvoll sieht sie Platzeck-Nachfolger Kurt Beck entgegen. "Es ist gut, dass er nun das Ruder übernehmen wird. Er hat in den letzten Monaten mit Matthias Platzeck eng und freundschaftlich zusammen gearbeitet und steht für Kontinuität." Die angestoßenen Programmdiskussion innerhalb der SPD werde weitergehen. "Gerade in Zeiten des Wandels wird die Sozialdemokratie gebraucht. Gemeinsam mit Kurt Beck und Hubertus Heil als Generalsekretär werden wir die anstehenden Reformen sozial gerecht gestalten. Wir sind auf einem guten Weg", betonte Ute Berg.

Der Rückzug des brandenburgischen Ministerpräsidenten vom Parteivorsitz sei "sehr schade", meinte gestern der stellvertretende Bürgermeister und "Grandseigneur" der heimischen SPD, Josef Hackfort. "Das macht mich sehr traurig." Galt Matthias Platzeck dem Paderborner doch als ein Parteivorsitzender, "der Jung und Alt miteinander verbinden kann" und der mit dieser "integrativen Kraft" die Schwierigkeiten der Partei hätte helfen können zu überwinden.

Was mit dem Namen Matthias Platzeck verbunden war

Dass sich gestern das SPD-Präsidium einstimmig für Kurt Beck als kommissarischen Parteivorsitzenden aussprach, ist für Hackfort "konsequent". Der 57-jährige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz habe durch die vor 14 Tagen gewonnene Wahl einen "Motivationsschub" erfahren, von der er auch in seinem neuen Amt als Parteivorsitzender profitieren werde. "Ich glaube, dass Kurt Beck die Kraft haben wird, diese Aufgabe zu erfüllen", sagte der Paderborner SPD-Mann und ergänzte nachdenklich: "Ich hoffe das."

"Ich habe damit gerechnet", kommentierte gestern Günter Bitterberg, gleichfalls ein Urgestein der Paderborner Sozialdemokraten, den Rücktritt Platzecks. Er habe den SPD-Vorsitzenden vor einiger Zeit gesehen und schon da habe dieser einen gesundheitlich "angeschlagenen" Eindruck gemacht. Der 52-Jährige habe sich offenbar gesundheitlich übernommen. "Politik ist ein verdammt hartes Geschäft", berichtete Bitterberg auch aus eigener Erfahrung und betonte, dass Platzeck mit seinem Rücktritt "richtig gehandelt" habe.

"Es tut mir Leid für ihn und für uns alle", so der Paderborner – gerade mit Blick auf die SPD. Denn für Bitterberg war mit der Person des Brandenburgers eine große Hoffnung verbunden. Platzeck sei "sehr interessiert" an einer Programmdiskussion gewesen. "Ich bedauere, dass das jetzt gestoppt worden ist", sagte Günter Bitterberg. Dessen Nachfolger Kurt Beck sei gut beraten, wenn er dort weitermache und die Teamarbeit pflege. "Keine Auftritt eines großen Vorsitzenden", erhofft sich jetzt weiterhin der Paderborner Sozialdemokrat, sondern Arbeit am Profil der Partei, bei der die "Gerechtigkeit in einer solidarischen Gesellschaft im Blick behalten wird."

Auch die Vorsitzende des Paderborner SPD-Ortsvereins, Gunda Köster, schätzte den Rücktritt des Brandenburgers als "sehr bedauerlich" ein. "Ich habe gehofft, dass er noch etwas bewegen würde", meinte sie gestern. Kurt Beck sei gleichfalls durch sein Ministeramt belastet. "Man wird sehen", kommentierte sie.

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Dokument erstellt am 10.04.2006 um 22:18:52 Uhr
Erscheinungsdatum 11.04.2006