Unbeherrschbares Risiko

20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Unbeherrschbares Risiko
NICOLE HILLE-PRIEBE

Vor 20 Jahren wurde in Tschernobyl ein Risiko Realität. Die Reaktorkatastrophe kostete unzählige Menschen das Leben, so genau weiß das keiner – Menschenleben zählten für das UdSSR-Regime nicht. Fakt ist, dass hunderttausende Männer als Aufräumarbeiter zum Reaktor geschickt und dort verstrahlt wurden. Fakt ist auch, dass in der Region um Tschernobyl bis heute Kinder mit schwersten genetischen Defekten geboren werden und die Krebs- und Leukämieerkrankungen weit über jedem Durchschnitt liegen.

In Deutschland führte der GAU bei vielen Menschen zum Umdenken. Sie gingen auf die Straße, um gegen die Nutzung von Atomkraft zu demonstrieren. Das Risiko, sagte einem der gesunde Menschenverstand, ist nicht beherrschbar. Der gesellschaftliche Druck und das wachsende Verantwortungsbewusstsein für die nachkommenden Generationen zwangen Politik und Wissenschaft zum Umdenken.

Und heute? Zwei Jahrzehnte nach Tschernobyl ist auch in Deutschland so mancher problematische Reaktor am Netz. Geht es nach den Betreibern, soll das auch so bleiben – weil die Gewinne der Energie-Konzerne mit jedem Jahr Laufzeit steigen. Es mag aus unternehmerischer Sicht verführerisch sein, Laufzeitverlängerungen zu fordern. Die Mehrheit der Bevölkerung will den Ausstieg. Weil man aus Tschernobyl gelernt hat: Atomkraft? Nein, danke!