Nicht gegen alles ist ein Kraut gewachsen

Mit viel Humor, aber auch jeder Menge Kritik widmete sich Jean Pütz dem Thema Kräuter und Heilpflanzen. Als Schirmherr der Sonderausstellung "Pflanzenkunde im Mittelalter" im Kreismuseum der Wewelsburg gab der Wissenschaftsjournalist nicht nur Einblicke in sein Fachwissen, sondern plauderte in gewohnt kölscher Manier fröhlich aus dem Nähkästchen.

Er habe ein Rückgrat wie ein 37-Jähriger, das habe ihm sein Orthopäde kürzlich erst attestiert. "Ich bin mein Leben lang aufrecht gegangen", sagte der 69-jährige selbst ernannte "Verfechter der Aufklärung". In diesem Sinne versteht er auch seine Arbeit. "Ich mag es gar nicht, wenn Menschen beschissen werden", sagte er, kam von Hölzchen auf Stöckchen, bezeichnete es als "tief irrational", dass ein "zivilisiertes Volk wie die Deutschen einem Idioten wie Hitler verfallen" konnte und konstatierte das elfte Gebot, das den jungen Leuten mehr Möglichkeiten zur Entfaltung einräumen soll. Zwischen Gesellschaftskritik, religiösen Bekenntnissen ("Ich bin trotz der Naturwissenschaft ein gläubiger Christ") und Werbung für seine Produkte und Bücher kam Pütz auch auf das eigentliche Thema zu sprechen: Kräuter und Pflanzen. "Unser Immunsystem ist der Garant für unsere Gesundheit, das kann nie durch Medikamente ersetzt werden, deshalb müssen wir es schützen und da helfen die Kräuter", sagte er vor rund 100 Leuten im Festsaal der Wewelsburg.

Das Teebaumöl beispielsweise sei fast ein Allheilmittel. "Es hilft gegen Viren, Bakterien und Pilze, das ist ganz selten", erklärte er. Mit Teebaumöl habe er einen Pilz am eigenen Fuß – seinem "schönsten Körperteil" – und eine Warze am Fuß seines sechsjährigen Sohnes behandelt, so dass Senior und Junior nun wieder getrost "bläck Fööss" spazieren.

Ernst wurde der jahrelange "Hobbythek"-Moderator bei der Beschneidung der freien Natur. "Wenn sich Konzerne einzelne Mittel schützen lassen, ist das eine Unverschämtheit", wetterte er. Das Teebaumöl beispielsweise darf in Deutschland nicht unter medizinischen Indikationen verkauft werden. Pütz selbst habe damals durchgeboxt, dass es dennoch frei verkäuflich ist. Allerdings offiziell nur zu kosmetischen Zwecken. "Machen Sie sich nichts daraus", sagte er, "das ist rein administrativ". Allerdings, und das betonte Pütz, gebe es auch Grenzen der Volksmedizin: "Nicht gegen alles ist ein Kraut gewachsen."

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Dokument erstellt am 07.05.2006 um 18:22:57 Uhr
Erscheinungsdatum 08.05.2006 | Ausgabe: PADERB | Seite: 02