Stilllegung ist „sehr ärgerlich“

Die fälligen Arbeiten an der Schienenstrecke Paderborn–Büren, das Foto zeigt den Blick auf Niederntudorf kurz vor dem Viadukt und mit dem Kirchturm hinten rechts, mochte der Eigentümer nicht zahlen und beantragte die Stilllegung.

it großen Hoffnungen hatte die rot-grüne Landesregierung 1999 den Verkauf der Bahntrasse Paderborn – Büren an den Borchener Eisenbahn-Unternehmer Ludger Guttwein begleitet. Der versprach, wieder Verkehr auf die Gleise zu bringen. Bis heute haben sich keinerlei Erwartungen erfüllt. Zum 30. Juni ist die Strecke auf Antrag von Guttwein von der Landesregierung stillgelegt worden.

"Zum 30. Juni sind TÜV-Arbeiten fällig geworden", erklärt Guttwein, der von Altenbeken aus mit der Eisenbahn-Betriebsgesellschaft über die Schiene bundesweit Massengüter transportiert: "Diese Wartungsarbeiten konnten wir nicht mehr leisten." Die Schienen, ganz genau die Schienenköpfe, hätten mittlerweile durch Verschleiß und Rost die Mindesthöhe unterschritten. "80 Prozent müssten ausgetauscht werden", sagt der Betreiber der Westfälischen Almetalbahn GmbH. Weil er für die notwendigen Erneuerungen keine Fördermittel bekommen konnte, habe er die Stilllegung beantragt.

Die 27 Kilometer lange und seinerzeit schon stillgelegte Gleisstrecke Paderborn – Büren hatte Guttwein für 1,4 Millionen Mark von der Bahn AG erworben. Zusammen mit den Kosten der Instandsetzung habe er "circa zwei Millionen Mark" investiert – so Guttwein gegenüber der Neuen Westfälischen. Öffentliche Mittel erhielt er nicht. Der Unternehmer versprach auch wieder Personenverkehr und führte in einem Sommer touristische Dampflok-Fahrten durch. Im Güterverkehr transportierte über diese Gleise allein die Firma Kleeschulte auch noch in diesem Jahr etwa 6.000 Tonnen Dünger von Rostock nach Büren.

"Sehr ärgerlich", nennt Bernd Kleeschulte diese Streckenstilllegung: "Wir hätten die Bahntransporte gern ausgebaut." Der Getreide- und Erdenhändler würde auch gern gut sieben Tonnen Holzpellets aus Ostseehäfen statt mit Lkw über die Schiene anfahren lassen. Während das Bahn-Angebot von DB Cargo für den Dünger passte, sei das fürs Holz aber um 20 Prozent teurer als der Transport über die Straße. Das Dünger-Geschäft werde für Kleeschulte ohne Bahn sterben.

Eisenbahn-Unternehmer Guttwein will jetzt auf politische Signale für die Strecke warten. Irgendwann würden jedoch die Schienen zurückgebaut: "Das kann nächste Woche oder nächstes Jahr sein."

"Die Strecke ist noch nicht tot", sagt Klaus Czuka, Geschäftsführer des Nahverkehrsverbundes Paderborn-Höxter (nph) – und mit Blick auf die politischen Weichenstellungen: "Aber die Bedingungen sind zurzeit sehr schwierig." Im Nahverkehr versuche man zunächst die "Kürzungs-Arie und den Umverteilungskampf" im Öffentlichen Personennahverkehr zu überstehen. Nur wenn es gelänge, Einsparungen durch günstigere Netz-Einkäufe für Reinvestitionen in der Region zu binden, könne man Bahnverkehr von Büren bis Bielefeld neu ansteuern. Bis dahin hofft Czuka, dass die Gleisstrecke zumindest nicht entwidmet wird. Kommentar

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Dokument erstellt am 09.08.2006 um 18:18:46 Uhr
Erscheinungsdatum 10.08.2006 | Ausgabe: PADERB | Seite: 02