Tote Bahnstrecke: „Jeder kann sie kaufen“

Drei Monate lang hat die Bahnstrecke Paderborn – Büren im Bundesanzeiger zum Verkauf gestanden. Dies gehörte zu den Voraussetzungen für die jetzt erfolgte Stilllegung durch das Land (die NW berichtete). Wie der Streckeneigentümer Ludger Guttwein mitteilte, habe er die Gleise auch der Stadt Büren angeboten, die aber kein Interesse zeigte.

"Jeder kann die Strecke kaufen", sagte Guttwein gestern gegenüber der Neuen Westfälischen. Dass es dafür keinen Kaufinteressenten gebe, spreche für die Unwirtschaftlichkeit der Schienenverbindung – ebenfalls eine Voraussetzung für die Stilllegung durch die Landesregierung. Zahlreiche Verhandlungen über mögliche Gütertransporte auf den 27 Kilometern habe er vor allem mit dem Briloner Holzspänewerk Egger geführt, aber auch mit der Bürener Maschinenfabrik. Personenverkehr auf die Strecke zu bringen sei nicht seine Sache sondern Aufgabe des Nahverkehrsverbundes Paderborn-Höxter, der dafür bekanntlich über keine finanziellen Mittel verfügt (NW-Bericht).

Guttwein hat nach eigener Darstellung zur Wiederbefahrbarkeit der Gleise nach 1999 insgesamt "5.000 bis 10.000 Schwellen" und einige Schienen ausgetauscht. Ein weiterer Schwellen- und Schienenabbau in den nächsten Monaten habe aber nichts mit einer so genannten Entwidmung der Strecke für Eisenbahnverkehr zu tun. Dafür sei erneut ein regelrechtes Verfahren nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz notwendig.

Gekauft und stillgelegt

Der Eisenbahn-Unternehmer Ludger Guttwein hat verschiedene Gleisstrecken, Bahnbetriebe und Museumsprojekte erworben. Hier eine kurze Chronik:
Anfang 80er Jahre: Eisenbahn- und Technikmuseum am Buchenhof in Borchen; nach wenigen Jahren beendet.
90er Jahre: Aufbau Eisenbahn- und Technikmuseum in Prora auf Rügen in einer alten Halle.
1997: Kauf der Klützer-Ostsee-Eisenbahn ("Klützer Kaffeebrenner") von Grevesmühlen nach Klütz (15 km), wenig Touristik-Verkehr bis 2005; Neueinstieg für aktuellen Umbau auf Schmalspur.
1999: Erwerb der Strecke Paderborn–Büren (27 km) von der Deutschen Bahn, Sommer 2001 und reduziert 2002 sonntäglicher Dampflokomotiven-Verkehr; zum 30. Juni 2006 erneut stillgelegt.
Um 2000: Beteiligung an Eisenbahn-Betriebsgesellschaft Oberelbe (Pirna); Ausstieg, anschließend Insolvenz der GmbH.
2000-2005: Betreiber des Berlin–Malmö-Express.
2003: Zuschlag für Museumsblock 3 (500 m lang, 6-geschossig, 64.000 qm) in dem Koloss Prora auf Rügen am Guttwein’schen Eisenbahn- und Technikmuseum; schnelle Rückabwicklung des Kaufs.
2004: Pacht der Strecke Helmstedt–Grasleben (16 km), 2005 stillgelegt.
2004: kurzzeitiger Besitzer der Rügen’schen Kleinbahn ("Rasender Roland") von Putbus nach Göhren für wenige Wochen; Verkauf rückgängig gemacht.
2006: Kauf der stillgelegten Strecke Scharzfeld–Bad Lauterberg (4 km) im Harz.

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Dokument erstellt am 10.08.2006 um 17:07:44 Uhr
Erscheinungsdatum 11.08.2006 | Ausgabe: PADERB | Seite: 02