
Der Wechsel in der Leitung der Verwaltung war gestern das vielleicht weniger wichtige Thema im St.-Nikolaus-Krankenhaus. Jürgen Thunert, der seinen Nachfolger Hubert Wolkenstein vorstellte, bilanzierte gewissermaßen den aktuellen Stand aller geplanten Baumaßnahmen und auch des Antrages auf Einrichtung einer Notfall-Chirurgie.
Die Krankenkassen haben die Wiederinbetriebnahme einer Chirurgie in Büren mittlerweile abgelehnt. Seit zwei Monaten liegt der Antrag auf Umwidmung von 10 der 60 Betten in Büren zur Entscheidung bei der Bezirksregierung. Am heutigen Mittwoch sind dort die Vertreter der Marseille Kliniken AG zu einem weiteren Gespräch vor Ort. Die Argumente für zehn notfall-chirurgische Betten sprechen Thunert zufolge für sich.
"Das würde sich rechnen", sagt der scheidende Verwaltungsleiter und verweist zum Beispiel auf Pressenotizen, nach denen im Salzkottener Krankenhaus 30 Prozent der Chirurgie-Patienten aus dem Bürener Bereich kommen würden. Ein weiteres Argument aus Bürgersicht beschreibt Thunert so: "Wollen Sie sich im Notfall 18 Kilometer über eine schneebedeckte Straße ins nächste Krankenhaus fahren lassen?" Die regionale Versorgung sei ohne eine Notfall-Chirurgie in Büren nicht gegeben. Auch die tägliche Praxis bei Unfällen, der gemeinsam mit der Praxisklinik Dr. Wagner betriebenen Röntgenabteilung im Hause und der Unterscheidung zwischen Arbeitsunfällen (Wagner) oder privaten Ursachen sei umständlich.
Sollte die Bezirksregierung dem Antrag der Marseille-Gruppe stattgeben, so Thunert, hätten Nachbarkrankenhäuser schon gerichtliche Klagen angekündigt. Unabhängig davon treibt der Krankenhaus-Träger seine Umbau-Pläne voran.
Am Donnerstag soll im Unternehmen intern die Entscheidung zwischen zwei Alternativen fallen. Entweder im Erdgeschoss oder im ersten Obergeschoss sollen zukünftig Notaufnahme, ambulanter Untersuchungs- und Intensiv-Bereich untergebracht werden. Thunert hat sich für die erste Etage ausgesprochen, zieht im Erdgeschoss die Ansiedlung eines Gesundheitszentrums mit vier Facharztpraxen vor. 1,5 Millionen Euro will das Unternehmen insgesamt investieren. Bis Anfang 2008 könnte das Bauvorhaben realisiert sein.
Ganz oben, unter Dach im St.-Nikolaus-Hospital, auf der früheren Station 4 a, soll als wegweisendes Projekt eine Inkontinenz-Abteilung mit 30 Betten für operative Eingriffe entstehen. Passend zum benachbarten Senioren-Wohnpark der Marseille-Gruppe, die ja bislang vor allem Pflegeeinrichtungen betreibt.
Der Neue spricht fließend Russisch
Für den neuen Verwaltungsleiter Hubert Wolkenstein (55) ist Magdeburg seit 40 Jahren Mittelpunkt seines Lebens. Nach der deutsch-deutschen Grenzöffnung hat der Diplom-Ingenieur dort als Wirtschaftsdezernent die Umstrukturierung der Medizinischen Akademie (1.000 Betten, 4.000 Mitarbeiter) zur heutigen Universitätsklinik eingeleitet. Es folgte eine Tätigkeit in der Prüfung von Krankenhaus-Jahresabschlüssen. 1998 wurde er für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit im Auftrag der Bundesregierung in Russland und Kasachstan bei der Untersuchung des Anstiegs von Tuberkulose- und Aids-Erkrankungen bei Migranten aus Gebieten der ehemaligen UdSSR tätig. Wolkenstein spricht fließend Russisch und behält seinen Wohnsitz auf dem Lande bei Magdeburg zunächst bei. Er ist seit 30 Jahren verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. In seiner Freizeit radelt und kocht er gern.
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Dokument erstellt am 03.07.2007 um 21:48:29 Uhr
Erscheinungsdatum 04.07.2007