Fördern und Fordern

2 gestandene Sozialdemokratinnen: Ute im Doppelpack, Schäfer und Berg

Den weiteren Ausbau der Ganztagsgrundschulen, Gebührenfreiheit vom Kindergarten bis zur Hochschule und insgesamt mehr Ausgaben für die Bildung forderte die ehemalige NRW-Schulministerin Ute Schäfer.

Auf einer Veranstaltung im Vorfeld eines außerordentlichen Kreisparteitags der SPD im Hotel Aspethera ging sie mit Amtsnachfolgerin, Barbara Sommer (CDU) hart ins Gericht.

„Pisa hat gezeigt: Unser Bildungssystem ist zu selektiv“, argumentierte Schäfer, „Bildung hängt bei uns vom sozialen Status ab“. Die Sozialdemokraten hätten Konzepte entwickelt, die dem entgegen steuern würden.

Schäfer, die bis zum Jahr 2005 Schulministerin des Landes NRW war, zog eine ernüchternde bildungspolitische Bilanz der Rüttgers-Regierung: „Im letzten Jahr gab es zehn Prozent weniger Studienanfänger“, zudem seien statt der versprochenen Neueinstellungen von Lehrern „im Haushalt 2.000 Lehererstellen abgebaut“ worden. Wenn man mit anderen europäischen Ländern mithalten wolle, sei es notwendig, wesentlich mehr in die Bildung zu investieren, „da müssen wir besser werden“.

Vergangene Generationen hätten in besonderer Weise von sozialdemokratischer Bildungspolitik profitiert „ich persönlich konnte ein Gymnasium besuchen und studieren“. Dank der SPD verfüge das Land über die größte Hochschuldichte in Deutschland und Europa.

Wofür die Menschen mit

den Füßen abstimmen

Bildung müsse jedoch wesentlich früher beginnen, Kindertagesstätten müssten dabei noch stärker unterstützt werden, auch finanziell. Enttäuscht zeigte sich Schäfer darüber, „dass die CDU unseren Antrag zur Abschaffung der Kindergartengebühren“ abgelehnt habe, „obwohl in ihrem Programm etwas ganz anderes steht“.

Als Schulmodell favorisiert Schäfer die so genannte Gemeinschaftsschule. Mit ihr gelänge es, gemeinsames Lernen möglich zu machen, „niemand wird abgewiesen, starke Schüler ziehen schwache mit“. Statt der alten Grundschule wünscht sich Schäfer die Ganztagsgrundschule: „Gerade in ländlichen Bereichen wollen die Menschen die Ganztagsgrundschule und stimmen mit den Füßen für sie ab“, sagte sie.

Außerdem forderte die Sozialdemokratin die Abschaffung der Studiengebühren und mehr Geld für Philosophie und Gesellschaftswissenschaften, sowie die Abkehr von Neo-Liberalen Denkmodellen in der Bildungspolitik. Trotzdem sei der Leistungsgedanke bei den Sozialdemokraten wichtig. Jedes Kind müsse gefördert und gefordert werden – „dennoch können nicht alle die gleichen Leistungen bringen“. Kritisiert wurden die Ansätze der ehemaligen Ministerin aus dem lippischen Lage vor allem dafür, dass sie „zu sehr auf den föderativen Gedanken“ setzen würden. Die Vielfalt in den einzelnen Ländern sei bereits zu groß, die Bildungslandschaft zu unübersichtlich.

Das Bildungskonzept der NRW-SPD soll am 25. August verabschiedet werden.

© 2007 Neue Westfälische
Paderborner Kreiszeitung, Freitag 10. August 2007