Auf der Ruine Fähigkeiten testen

Wolfgang Grothe (links), Peter Salmen und Nicole Adon unterstützen und betreuen die Gruppe in der Burgruine.

Die Ausgrabungen in der Burgruine Ringelstein sind in den vergangenen Monaten ein großes Stück vorangekommen. Das ist der Verdienst einer neuen Gruppe von Mitarbeitern. Zum ersten Mal im Kreis Paderborn arbeiten substituierte Drogenabhängige der Caritas-Suchtkrankenhilfe an einem solchen Projekt mit. Das Brückenjob-Projekt "Ringelstein" wird aus Mitteln der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit (Arge) und der EU finanziert.

Peter Salmen, Anleiter auf der Baustelle, kann eine beeindruckende Liste von Ergebnissen der letzten Monate aufzählen. Neue Kellergewölbe wurden entdeckt, Teile der Südmauer und den ehemaligen Wohnturm an der Nordseite freigelegt und die ersten Vorbereitungen für den Wiederaufbau des Turms getroffen.

"Die Mitarbeiter haben gute Arbeit geleistet", sagt er und das Lob zählt. Salmens Mitarbeiter sind Frauen und Männer, die sich selbst nicht viel zugetraut haben: 14 Drogenabhängige, die an einem Substitutionsprogramm teilnehmen, das von der Suchtkrankenhilfe der Caritas Paderborn begleitet wird. Die Abhängigkeit von Heroin wird dabei durch ein anderes Mittel, in der Regel Methadon, ersetzt.

Die Substitution ist der allererste Schritt in Richtung normales Leben, doch die Folgeschritte sind viel schwieriger. In der Vergangenheit machte sich das bei den Arbeitsprojekten bemerkbar, die die Arg, die für das Arbeitslosengeld II zuständig ist, anbietet. Substituierte scheiterten überdurchschnittlich häufig.

Deshalb suchten die Caritas-Suchtkrankenhilfe und die Arge nach einem besonderen Projekt, das für diese besondere Zielgruppe geeignet ist. In der Burgruine fanden sie den richtigen Ort. In der Abgeschiedenheit des Bergvorsprungs oberhalb des Almetals können die Teilnehmer ihre Fähigkeiten testen und weiterentwickeln.

Unterstützt und betreut werden sie von den Sozialpädagogen Nicole Adon und Wolfgang Grothe. An vier Wochentagen fährt die 14-köpfige Gruppe morgens um 8 Uhr in Paderborn ab. Bis zu 30 Stunden wöchentlich wird in der Burgruine gearbeitet. Dafür erhalten die Teilnehmer einen Euro "Mehraufwandsentschädigung" pro Stunde.

Die dem Wind und Wetter ausgesetzte Bergkuppe hoch über dem Tal bietet grundlegende Erfahrungen. Bei jeder Witterung draußen körperlich zu arbeiten war für sie anfänglich eine Herausforderung. Auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit im Team war nicht selbstverständlich. In der Drogenszene herrscht in der Regel eine von Misstrauen geprägte Kommunikation. Bei den Ausgrabungen muss man sich jedoch aufeinander verlassen können.

Zuverlässigkeit, Gründlichkeit, Teamfähigkeit: Der Erwerb von Schlüsselqualifikationen steht im Zentrum der Maßnahme. Wer in Ringelstein erfährt, dass Andere die eigene Leistung positiv anerkennen, wird motiviert und in der Lage sein, an weiteren Maßnahmen teilzunehmen oder sogar einen festen Arbeitsplatz zu finden.

Das Integrationsteam der Arge, geleitet von Christiane Lindemann, wählt die Teilnehmer aus. Hermann-Josef Bentler, stellvertretender Geschäftsführer der Arge Paderborn, erhofft sich durch dieses Projekt berufsintegrative Hilfen für Arnbeitslosengeld II-Bezieher, die sonst keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben.

"Die Erwartungen sind nicht unbegründet", meint Claudia Mandrysch, Leiterin der Suchtkrankenhilfe in Paderborn. Seit Beginn des Projekts hat es kaum Ausfälle gegeben. Einer der Teilnehmer hat nicht nur mit dem Heroin aufgehört, sondern auch das Methadon abgesetzt, freut sie sich "Das ist mehr als wir erwarten konnten."

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Dokument erstellt am 20.02.2008 um 18:14:13 Uhr
Erscheinungsdatum 21.02.2008 | Ausgabe: PADERB | Seite: 02