»Grundschulverbund Wegwarte«, diesen Namen haben die Lehrer der Josefschule Büren und der katholischen Grundschule Harth-Weiberg für ihre baldige Schul-Ehe vorschlagen. Gar keine gute Idee, kritisieren Kenner der Bürener Historie.
Die Pädagogen wählten die Wildblume Wegwarte als Namenspatronin. Dennoch rufe der Ausdruck Warte in Verbindung mit der Burgruine Ringelstein, in deren Nähe sich die Grundschule Harth-Weiberg befindet, Erinnerungen an finstere Zeiten hervor. In der Burg der Edelherren von Büren wurden während des Dreißigjährigen Krieges Menschen gefangen gehalten und gefoltert, die als Hexen angeklagt waren. Etwa auf halber Strecke zwischen den Schulen befand sich die Barkhäuser Warte – der Hinrichtungsplatz, an dem vermeintliche Hexen verbrannt wurden.
»Es ist sicherlich nicht leicht, einen passenden Namen zu finden«, gestand der Harther Ortsvorsteher Albert Atorf (CDU) während der Ratssitzung am Donnerstagabend zu. Dennoch riet er von einem »Grundschulverbund Wegwarte« vor dem geschichtlichen Hintergrund dringend ab.
Unterstützung fand er darin bei Peter Salmen. Der SPD-Ratsherr leitet im Berufsleben das Ausgrabungsprojekt, das zurzeit an der Ringelsteiner Burgruine läuft. »Ich bin grundsätzlich der Ansicht, dass die städtischen Schulen sich ihre Namen selbst auswählen sollten«, verwies Salmen auch auf den Namensfindungsprozess der heutigen Heinz-Nixdorf-Realschule. Dennoch halte er es für falsch, einer Grundschule, die schließlich ein Ort der Lebensbejahung sei, einen Namen zu geben, der an eine Hinrichtungsstätte erinnere.
»Wir sind hier im Kollegium ein wenig zwiegespalten«, sagte Eva Wellen, Leiterin der Josefschule und kommissarische Leiterin der Grundschule Harth, dem WV gestern auf Anfrage. Einerseits habe man Verständnis für die Bedenken, andererseits sei ganz klar die Wildblume Wegwarte gemeint – und die lasse Interpretationen zu, die gut zum Schulprofil passten.
So könne die Pflanze ein Symbol sein für wichtige Bildungsinhalte wie die Wertschätzung der Natur, der Heimat und der Tradition sowie die Erziehung auf der Basis elementarer Grundwerte.
Von dem schwierigen geschichtlichen Hintergrund hätten sie und ihre Kollegen während der Namensfindung keine Kenntnis gehabt, betont Pädagogin Eva Wellen. »Erst am Tag vor der Ratssitzung habe ich davon erfahren und war daher darauf vorbereitet, dass es Kritik geben könnte.«
Weil der Rat zunächst keine Entscheidung gefällt hat, ist nun der Schulausschuss am Zug. Vorsitzende Cordula Ziebarth (SPD) sagte zu, vor dem nächsten Rat im Mai eine Sitzung einzuberufen, um eine Lösung zu finden.
Artikel vom 15.03.2008