Peter Salmen steht in jenem Keller, den 1979 der damalige Harther Ortsvorsteher Bunse entdeckt hatte. "Wenn es draußen eine Stunde geregnet hatte, fing es drinnen genau so an", sagt der gelernte Maurer. Daher sei dieser "Hexenkeller" von den Harthern nach der Freilegung auch kaum genutzt worden.
Mittlerweile hat das Arbeitsteam jugendlicher Suchtkranker neben diesem ersten Keller längst einen zweiten, direkt angrenzenden freigelegt. "Wir wissen auch schon von einem dritten und vierten", so Salmen, der für die SPD im Stadtrat sitzt: "Aber ich sage nicht, wo er sich befindet." Der Ahdener möchte hier keine Freizeit-Archäologen anlocken.
In den zweiten Keller war jener Wohnturm eingeschlagen, von dem über der Erde noch Ruinen-Mauern bis in drei, vier Metern Höhe zu sehen sind. "30 Meter hoch könnte er gewesen sein", so Salmen. Abbildungen sind nicht überliefert, lediglich eine Zeichnung. Auf der seien 17, 18 oder gar 19 Türme erkennbar.
"Dagegen ist Neuschwanstein eine schwache Konkurrenz", so der Baustellenleiter. Unter dem Turm führt ein etwa 30 Meter langer Gang, der erst noch freigelegt werden muss, zum früheren Gerichtsplatz. Hier verurteilte so genannte Hexen wurden an der Barkhäuser Warte hingerichtet. Durch die bislang ältesten Fundstücke auf dem Ringelstein wird die Gründung der Burg auf das 13. Jahrhundert datiert.
Im Mittelalter sei die Burg "eine Art Jagdschloss gewesen", so Salmen, "oder auch als kleines Gut genutzt worden." Darauf lasse der umfangreiche Tierbestand schließen. Ein Inventarverzeichnis von 1574 nennt zudem insgesamt 12 Räume.
Was die Burg Ringelstein allerdings einzigartig macht, entstand genau im Jahre 1900. Der Fabrikant Wilhelm Kleine aus Lippstadt, ihm gehörte im Almetal eine Nagelfabrik, setzte auf die alte Burgruine neue Mauern. "Er wollte für seine Geschäftsfreunde wohl eine Art Park errichten", mutmaßt Salmen. Von diesem Kleine stammt auch jener erhaltene Fensterbogen auf dem Bergsporn, den nicht nur Hochzeitspaare gern als Foto-Hintergrund wählen.
Die Steine wurden seinerzeit einfach auf den Rasen gesetzt. In den 1950er-Jahren sei die Firma pleite gegangen – auch die neuen Mauern verfielen.
"Wenn eine Ruine 100 Jahre alt ist, bekommt sie den offiziellen Ruinenstatus", weiß Salmen. Und seines Wissens nach sei Ringelstein die einzige Ruine auf einer Ruine. Vielleicht lässt sich damit das Interesse erklären, das die verfallene Burg in den letzten Monaten ausgelöst hat. Insgesamt 1.200 Personen (17 Gruppen) seien für die nächsten Monate angemeldet. Für sie scheint die Ruine gerade in der Bauphase interessant.
Mittlerweile hat das Arbeitsteam unter dem Dach des Caritasverbandes in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit im Kreis Paderborn mit der Freilegung der Burgmauer-Fragmente begonnen. "Wir können jetzt drei weitere Jahre planen", freut sich Salmen über die Förderung durch das Leader-neu-Programm der Europäischen Union. Die schon wieder frei gelegte Burgwand an der südlichen Seite soll noch um einen Meter erhöht werden und auf einer Länge von 70 Metern wieder sichtbar werden.
In Verbindung mit der Waldbahn Almetal könnte die Ruine auf der Ruine in Harth in den kommenden Jahren eine weitere touristische Attraktion werden.
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Dokument erstellt am 25.04.2008 um 17:16:12 Uhr
Erscheinungsdatum 26.04.2008 | Ausgabe: PADERB | Seite: 02