Wind hat sich wieder gedreht

Energie aus Windkraft bleibt in Büren ein umstrittenes Thema. Die bisherigen Vorranggebiete Steinhausen und Weiberg sollen zukünftig entfallen. Dagegen bietet Bauamtsleiter Peter Pollmann vier neue Bereiche vor allem nahe der Autobahn A 44 an.

Derweil erwartet der Weiner Beda Schütte, er hat im Oberfeld zwischen Büren und Siddinghausen schon zwei Windriesen errichtet, als Landwirt die Genehmigung der Bezirksregierung für zwei weitere privilegierte Anlagen. Investitionsvolumen: jeweils 2,5 Millionen Euro. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) habe an diesem Standort keine Bedenken.

Nicht weit entfernt davon im Vorranggebiet Weiberg könnte die Aufsichtsbehörde neue Lufthoheit gewinnen. Der Segelflugplatz des Aero-Clubs auf der anderen Seite des Aftetals soll nun Einschränkungen für die dort schon gebauten Windriesen zur Folge haben. Das jedenfalls sei der Inhalt einer luftfahrttechnischen Stellungnahme, die Bauamtsleiter Pollmann eingeholt hat.

"Um ein, zwei Anlagen könnten die Segelflieger wohl herum fliegen", gibt der Bauingenieur den Tenor des Gutachtens wider. Die Zahl von sechs Windriesen dort soll wie im Fall Steinhausen und der Einflugschneise von Paderborn/Lippstadt zur Folge haben, dass diese Anlagen nun später nicht erneuert werden dürften. So jedenfalls sieht es die vorgesehene 77. Änderung des Flächennutzungsplans vor.

"Die Rundfluglinie des Segelflugplatzes hat im ersten Verfahren keine Rolle gespielt", wundert sich die Bürener FDP über den Zick-zack-Kurs. Die Liberalen weisen aber auch darauf hin, dass der Flughafen Paderborn/Lippstadt in Bezug auf die Verländerung seiner Start- und Landesbahn offenbar keine Probleme mit dem Vorranggebiet bei Steinhausen hat.

Vor Jahren hatten die Gerichte den Kommunen aufgegeben, ihre Bereiche ohne Vorbehalte auf die Eignung für Windenergie zu untersuchen. Von den Gebieten, die der Planer seinerzeit angeboten hatte, ist zum einen der Bereich Wulfshagen bei Wewelsburg geblieben. Die Familie von Mallinckrodt will hier mehr als 10 Anlagen errichten. In der Bürener Heide am Autobahnzubringer Richtung Rüthen dürften die Anlagen nach wie vor nur 56 Meter hoch in den Himmel ragen. Weil der Wind-Ertrag hier noch höher als bei Weiberg/Barkhausen ist, kann sich Beda Schütte auch ier eine Investition hier vorstellen.

Möglichkeiten in Windenergie zu investieren will die Stadt Büren jetzt zusätzlich im Moosbruch oberhalb von Brenken (keine Anträge für Anlagen) und in der Gemarkung Wünne/Strautefeld bei Ahden schaffen. Auch an dieser Stelle befinden sich die Stadt und interessierte Landwirte im Klageverfahren.

Für die Ratssitzung am Donnerstag hat die FDP zum Thema Windvorranggebiete namentliche Abstimmung beantragt. "Alle fürchten Schadensersatzansprüche", weiß Pollmann mit Blick auf ein derartiges Verfahren im Norden von Ostwestfalen. Ohne das Ergebnis vorwegzunehmen sprechen die Liberalen schon von einer "gewaltigen Kapitalvernichtung".

Mitte der 90er Jahre war Büren eine der ersten Kommunen im Kreis, die ein Windvorranggebiet auswies. Seitdem wählt die Stadt einen Zick-zack-Kurs, indem sie Anträge für Investitionen überwiegend verhindert – dabei von Gerichten aber immer wieder zurückgepfiffen wird. Weil die Verwaltung bis heute keine beständige Linie in das Verfahren bringen konnte, entstanden einzelne bevorrechtigte Einzelanlagen zum Ärger mancher Dorfbewohner.

Einzelne Ratsherren haben schon vor Jahren eine Planung verlangt, die auch vor der Windkraft wohlgesonnen Richtern Bestand hat. Mit dem neuen Vorstoß, durch den Segelflugplatz und den Airport Paderborn/Lippstadt einen Ersatz von Windkraft-Anlagen bei Steinhausen und bei Weiberg zu verhindern, begibt sich der Planer erneu in eine windige Zone.

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Dokument erstellt am 14.05.2008 um 17:09:12 Uhr
Erscheinungsdatum 15.05.2008 | Ausgabe: PADERB | Seite: 02