Minister sieht Paderborn vorn

Bahn-Mitarbeiter M. Waidhas und Betriebsratsvorsitzender K. Koch (rechts) erläutern Verkehrsminister W. Tiefensee und der SPD-Bundestagsabgeordneten U. Berg, wie im Paderborner Werk Güterwaggons zerlegt und selbst kleinste Einzelteile ersetzt werden.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee will die rumpelnden Güterwaggons mit einem Millionenaufwand zu »Flüsterzügen« machen. Dabei setzt er auch auf das Bahn-Instandhaltungswerk Paderborn.

Leuchtende Augen bei Betriebsrat und Belegschaft, als der Minister am Dienstagnachmittag bei einem Werksbesuch überraschend die Katze aus dem Sack ließ. Nach einem Betriebsrundgang bezeichnete Tiefensee die »überaus erfolgreiche Entwicklung« des Werkes Paderborn als »echte Erfolgsstory«. Die Auftragsbücher seien voll, die Zukunft und damit die Arbeitsplätze langfristig gesichert.

Derzeit würden noch 71 Prozent aller Güter auf der Straße transportiert, zwölf Prozent auf Binnengewässern und erst 17 Prozent auf der Schiene. Diesen Anteil müsse man deutlich erhöhen, und dazu würden noch viel mehr Waggons benötigt.

Von den derzeit rund 100 000 Güterwagen der Deutschen Bahn AG kommen jedes Jahr 5000 zur Revision nach Paderborn, wo rund 600 Mitarbeiter die Stahlkolosse runderneuern.

Das einzige Problem sei derzeit noch der Lärm der Güterzüge, beklagte Tiefensee. Die Umrüstung eines Waggons auf halbe Lautstärke kostet aber rund 5000 Euro. Vielleicht könne man einen Teil der Einnahmen aus dem geplanten Börsengang – Tiefensee erhofft sich etwa zwei Milliarden Euro – in das Lärmreduzierungsprogramm investieren, machte der Minister den Paderbornern Hoffnung, dass sie einen Teil des Geldsegens abbekommen könnten.

Auf jeden Fall sollen bis 2011 für den Ausbau der Kapazitäten in Paderborn rund 15 Millionen Euro investiert werden, wie der Betriebsratsvorsitzende Klaus Koch verriet. Das könne sicher auch zusätzliche Arbeitsplätze bringen.

Nach seinem Besuch im DB-Instandhaltungswerk sprach der Minister auf Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen über die Bedeutung der Mobilität in der Zukunft. Er plädierte für eine stärkere Vernetzung der Verkehrssysteme Straße-Schiene-Wasser.

IHK-Präsident Ortwin Goldbeck überreichte dem Bundesminister eine zuvor von den Anlieger-Regionen der »Mitte-Deutschland-Verbindung« (MDV) verfasste Resolution zum Erhalt und Ausbau dieser Schienenstrecke zwischen Ruhrgebiet und Sachsen. Der Teufelskreis des weiteren Attraktivitätsverlustes müsse durchbrochen werden. Andernfalls werde die wirtschaftliche Entwicklung der Region »nachhaltig negativ beeinflusst«.