
Peter Struck ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Nach der vierstündigen Tour von der Spree an die Pader, dem offiziellen Pressefoto und erstem Händeschütteln steckte er sich ein Pfeifchen an. Auch Kaffee gabs, serviert von Paderborns Abgeordneter Ute Berg. Sie hatte sich den Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion als Einpeitscher geholt. Schließlich ging es am Freitag im Aspethera-Hotel um ihre Nominierung als SPD-Kandidatin für den Bundestagswahlkampf 2009.
Der Fraktionschef hielt nicht damit hinterm Berg, was er von der Paderborner hält: "Sie ist fleißig", sagte Struck. Und sie diskutiere viel und so, dass er nicht wisse, was sie sage. Anders als bei anderen, die bei jeder Fraktionssitzung das gleiche sagten. Da war er schon kräftig auf Stimmenfang für Berg. Dazu passend hatte er sein Jacket ausgezogen und die Ärmel hochgekrempelt.
Hart kritisierte er die regelrechte Hinrichtung des abgetretenen Parteichefs Kurt Beck. Im Gegenzug war Geschlossenheit das wichtigste Wort seiner Ansprache. "Wir müssen geschlossen aufstehen", sagte Struck, mit Franz Müntefering habe die Partei dazu eine gute Chance. Der Beifall der Paderborner war gerade an dieser Stelle verhalten.
Mit dem Blick auf die Wahl im September 2009 meinte er: "Wir streben eine Koalition mit den Grünen an." Die große Koalition sei nicht seine. Beim gegenwärtigen Partner CSU erkenne er eine Angst, "dass Stoiber den Münte macht denen geht der Arsch auf Grundeis". Der Linkspartei erteilte er eine klare Abfuhr. "Ihr Programm kostet 150 Milliarden Euro bei einem jährlichen Gesamthaushaltvolumen von 288 Milliarden Euro. Somit bliebe für eine Mehrheit nur die Ampel mit den Grünen und der FDP.
Nach Bergs Nominierungsrede und bevor sie von ihrer Partei ins Berlin-Rennen geschickt wurde, meinte Struck: "Hast du gut gemacht." Bei der Verkündung des Ergebnisses saß er bereits wieder in seiner dunklen Limousine und ließ sich fahren. Vorher hatte er ironisch gesagt: "Ihr müsst mehr als 38 oder 42 Prozent machen oder wo seid ihr hier." Und alle sollten sich geschlossen hinter Ute Berg stellen: "Auf sie mit Gebrüll."
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Dokument erstellt am 26.09.2008 um 22:44:14 Uhr
Erscheinungsdatum 27.09.2008