
Als schlicht nicht mehr zeitgemäß empfinden die Anlieger des Gewerbegebietes Fürstenberger Straße die Bürener Einzelhandelsbeschränkung. Diese soll nach einem Gutachten eines Büros für Stadtplanung sogar noch verschärft werden. Die Grundstückseigentümer haben gegen den Beschlussvorschlag der Politiker entschieden Einspruch erhoben. "20 Jahre Einzelhandelssperre sind mehr als genug", macht Tischlermeister Rainer Glahe seinem Ärger Luft.
Das Anliegen der Eigentümer an der Fürstenberger Straße formuliert Glahe so: "Wir möchten ebenfalls alle Chancen nutzen dürfen, die der Wettbewerb bietet." So haben jetzt 30 Anrainer aus dem Gewerbegebiet gegen die geplante Änderung des Flächennutzungsplans mit der Einzelhandelsperre ihre Einwände schriftlich ins Rathaus gegeben. Sie fühlen sich nicht nur durch die Nutzungseinschränkung benachteiligt, sondern stellen auch den Sinn der Planungen für die weitere Stadtentwicklung in Frage. Neuansiedlungen sollen nach ihrem Willen nicht nur in der Innenstadt, sondern zukünftig auch im Gewerbegebiet möglich sein, welches ohnehin schon heute einige Ausnahmegenehmigungen wie etwa für den Marktkauf und als Bestandsschutz auch für den Baumarkt vorsieht.
Die seit 1987 in Büren gültige Sperre sieht vor, dass Einzelhandelsbetriebe der Branchen Nahrungs- und Genusmittel, Schuh- und Lederwaren, Textilien und Bekleidung sowie Drogerieartikel zentrenrelevant sind und damit in der Innenstadt anzusiedeln sind. Das Gewerbegebiet soll demnach für ausreichende Flächen für produzierendes Gewerbe freigehalten werden.
Dem halten die Eigentümer im Gewerbegebiet entgegen, dass sich im Laufe der 20 Jahre durch neue Wohngebiete das Zentrum Bürens verschoben habe. Das Gewerbegebiet Fürstenberger Straße liege heute nicht mehr am Stadtrand, sondern in der Stadt. Ohne die Einkaufsmöglichkeiten wie Marktkauf, Toom, Aldi und Lidl wäre der Standort Büren "praktisch tot" und somit auch die Innenstadt. "Wir wollen Büren als Einkaufsstadt attraktiver machen", sagt Grundstückseigentümer Klaus Peter Voss. Er verwies weiter auf gute Erfahrungen, die Nachbarstädte wie Salzkotten und Geseke gemacht hätten. In diesen Städten durften sich entlang der Ortseingangsstraßen neue Handelsunternehmen etablieren.
Alle Vertreter der Fürstenberger Straße legen großen Wert darauf, dass man der Innenstadt "nicht weg tun will", sondern den Konsens suche. Voss sieht allein aufgrund der topographischen Lage der Innenstadt auf dem Berg Ansiedlungsprobleme: "Wir haben dort so gut wie keine ebenen Flächen." Dass es schwer ist, Geschäftsräume in der Innenstadt zu vermarkten, weiß Heinz Josef Becker aus eigener Erfahrung. Er ist zugleich Anlieger an der Werkstraße und Investor an der Burgstraße.
Die Verkehrsvereinsvorsitzende Conny Kriener, mit einem Fotografen-Fachgeschäft in der Innenstadt, entgegnet: "Eine Kleinstadt wie Büren braucht eine Innenstadt. Die muss belebt bleiben, um als Einkaufsort attraktiv zu sein." Sie sieht im Einzelhandelsgutachten ein sehr gutes Instrument, um zu schauen, wo man stehe. "Wir wollen kein großes Haus mit vielen kleinen Geschäften an der Fürstenberger Straße. "Wir wünschen uns für Büren einen Wirtschaftsförderer, dass würde allen weiterhelfen."
Die Eigentümer im Gewerbegebiet werden wohl nicht locker lassen sie möchten die städtische Politik für diesen Bereich mitbestimmen.
Breite Öffentlichkeit ins Boot holen
Der Rat der Stadt Büren hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend einen Beschluss zur Einzelhandessperre zunächst vertagt. Darüber muss sorgfältig nachgedacht werden, so CDU-Ratsherr Fritz Lüke ansichts der umfangreichen Einwändungen. Er wollte diese Stellungnahmen im Fachausschuss im Detail durchgehen, um anschließend abwägen zu können. Das ursprüngliche Ziel des Zentrenkonzeptes will er dabei keinesfalls aus dem Auge verlieren: Deshalb haben wir ja den Marktplatz attraktiver gestaltet.
Hier und heute treffen wir keinen Abwägungsbeschluss, so auch Marco Sudbrack, Fraktionsvorsitzender der SPD: Je tiefer wir uns in dieses Thema einarbeiten und die Menge der Einwendungen zeigt uns doch, dass wir bei der Beschlussfassung nicht richtig abschätzen konnten, welche Konsequenzen Flächenutzungsplan und Einzelhandelskonzept haben würden. Er regte die Bildung eines Arbeitskreises an. Mit dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept sollte nach dem Willen der Politiker die Innenstadt gestärkt werden.
Zur erneuten Erörterung wurde die Änderung des Flächennutzungsplanes an den Bauausschuss verwiesen. Dessen Vorsitzender Joachim Finke möchte zur Entscheidungsfindung die breite Öffentlichkeit mit ins Boot holen. Ich sehe nicht, warum wir es nicht schaffen sollten, schnell zu einem Ergebnis zu kommen, sagte er eine rasche Klärung per Sondersitzung bis Jahresfrist zu.
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Dokument erstellt am 31.10.2008 um 20:19:24 Uhr
Erscheinungsdatum 01.11.2008