
In den späten Abendstunden des 9. November 1938 wurden die Scheiben der Bürener Synagoge eingeworfen, berichtet Wilhelm Grabe vom Kreisarchiv. Am Morgen des folgenden Tages wurde die Synagoge von Hitler-Jugend in Zivil verwüstet und geplündert. In der Nacht auf den 11. November wurde das Gebäude schließlich unter Aufsicht der Feuerwehr in Brand gesetzt.
Die Unruhen in Büren begannen am 10. November morgens zwischen 7 und 8 Uhr: Am Vormittag seien Jugendliche, vermutlich HJ in Zivil in die Synagoge eingedrungen, hätten Einrichtungsgegenstände und die Wohnung der Familie Levy zerstört, weiß Stadtarchivar Hans-Josef Dören. Vor der Synagoge an der Detmarstraße habe man ein Feuer entfacht, in dem Kultgegenstände und Haushaltsgeräte verbrannt wurden. Kinder seien mit den geweihten Gebetsrollen in der Stadt herumgelaufen. Vikar Johannes Dröge habe angesichts der sich im Straßenschmutz entrollenden Thora die Hände überm Kopf zusammengeschlagen und gerufen: Das ist doch unser heiliges Buch, das ist doch unser Altes Testament.
Am Nachmittag seien einige Männer aufs Dach der Synagoge geklettert und hätten die Türmchen und die aus Blech gefertigte Kuppel herunter geworfen. Das schon schwer demolierte Gotteshaus sei in der Nacht zum 11. November in Flammen aufgegangen mittels eines Fasses Benzin. Die Feuerwehr sei schon vor dem Brand verständigt worden, habe sich aber darauf beschränkt, die umliegenden Häuser mit Wasser nass zu halten, um ein Übergreifen des Feuers zu vermeiden. Die Brandstifter blieben unbekannt.
Der damalige Landrat in Büren berichtete an die Bezirksregierung in Minden, es seien 42 Personen in Schutzhaft genommen und nach Buchenwald transportiert worden. Zu Misshandlungen, Verletzungen oder Tötungen ist es hierbei nicht gekommen.
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Paderborner Kreiszeitung, Samstag 08. November 2008