„Situation diesmal anders“

Der Kandidat der SPD: Wolfgang Weigel, kann sich der Rückendeckung durch die Bundestagsabgeordnete Ute Berg und die Kreistagsfraktion, vertreten durch den stellvertretenden Fraktionschef Dr. Helmut Funke, sicher sein.

Hinter Ute Berg ist Wolfgang Weigel heute wohl der bekannteste Sozialdemokrat im Kreis Paderborn. Daran dürfte es also nicht liegen, sollte er als der SPD-Kandidat für das Amt des Landrats die Wahl nicht gewinnen. Auch an politischen Erfahrungen mangelt es dem 58-Jährigen, der in den 80er Jahren schon für die Grünen im Kreistag saß – dort heute für die Sozis auch ehrenamtlicher Vize-Landrat ist, nicht.

Die gestern im Flughafen-Paderborn/Lippstadt öffentlich gemachte Kandidatur Weigels war also wenig überraschend. Er und seine Partei-Kollegen kalkulieren am 7. Juni allerdings mit einem deutlich besseren Wahl-Ergebnis als vor fünf und vor zehn Jahren, als der seinerzeitig Kandidat Gerd Bauer beide Male in den internen CDU-Grabenkämpfen zwischen Stücke und Wansleben sowie Müller unter die Räder geriet (15 Prozent).

„Wir glauben, dass die Situation diesmal eine ganz andere ist“, sagt die Kreisvorsitzende Ute Berg – und nimmt gleich den Amtsinhaber ins Visier: „Manfred Müller kocht auch nur mit Wasser, und er hat Fehler gemacht.“

Die bringt sein Konkurrent Weigel gern auf den Punkt: „Müller hat es nicht geschafft, sich die Mehrheitsfraktion vom Leib zu halten.“ Der Landrat sei „politisch zu wenig markant gegenüber seiner Partei“. Dr. Helmut Funke als Vize- Vorsitzender der Kreistagsfraktion ergänzt: „Der starke Mann ist doch Dr. Bentler.“

Der Sozialdemokrat Weigel will sich den Wählern als ein Landrat „für die Menschen im Kreis“ präsentieren – so formuliert es Berg. Weigel, Politiker und Rechtsanwalt, ist dafür auf vielen gesellschaftlichen Ebenen ehrenamtlich aktiv. Im arabisch-deutschen Freundeskreises (Vize), im gerade gegründeten deutsch-türkischen Verein (Vorsitzender) – aber auch auf kirchlicher Ebene und als Schützenoberst in seinem Wohnort Dahl. „Der Kreis soll für alle eine Heimat sein“, sagt Weigel, der selbst schon zigmal umgezogen ist, erst 1983 mit seiner Kanzlei in Paderborn heimisch wurde.

„Die absolute Meinungsführerschaft der CDU brechen“, nennt der Kandidat Weigel das Ziel seiner Bewerbung für den Landrat. Neben der Überlegenheit der CDU als Partei könne ein von dieser Mehrheit unabhängiger Landrat das Wesen der Demokratie, die Teilung der Macht, präsentieren – so die Vorstellung von Dr. Funke. Weigel hält Amtsinhaber Müller „persönlich für integer“, doch vertraue ihm offenbar die eigene Partei nicht. Das würden Sperrvermerke bei Haushaltspositionen eindeutig zeigen.

Bevor die politischen Auseinandersetzungen so richtig beginnen, muss Weigel heute Abend noch eine kleinere Wahl meistern. In Dahl will er als Schützenoberst weitermachen. „Nur, wenn Du einen König findest“, schob Ute Berg am Freitag augenzwinkernd eine Bedingung dazwischen.

© 2009 Neue Westfälische
Paderborner Kreiszeitung, Samstag 17. Januar 2009