
Die anhaltende Kampagne des Paderborner CDU-Nachwuchses für eine Zerschlagung des Berufsschulstandorts Büren und den Austausch gegen eine Gesamtschule dort fand nun in der letzten Kreistagssitzung ein jähes Ende: Einstimmig wurden zunächst 600.000 Euro für Sanierungsmaßnahmen am Berufsschulstandort Büren beschlossen.
Bekanntlich hatte die Junge Union Paderborn dagegen über Wochen hinweg Verunsicherung geschaffen durch die öffentliche Forderung, die derzeit 630 Bürener Schülerinnen und Schüler in 27 Klassen, mit 43 genutzten Unterrichtsräumen incl. Fachräumen und Werkstätten und mit tonnenschweren Spezialmaschinen nach Paderborn zu verlegen. Stattdessen sollte dort flugs eine Gesamtschule etabliert werden. Mit Verantwortlichkeit, Realismus oder dem Wissen um Fakten und Zuständigkeiten hatte die so erzeugte Aufregung jedoch nichts zu tun.
Denn es ist ein seit langem verabredeter politischer Konsens, dass sich der Kreis auf seine Berufskollegs und Förderschulen konzentriert und dass die allgemeinbildenden Schulen primär Sache der Städte und Gemeinden sind. Es war ebenfalls Konsens, dass der Berufsschulstandort Büren die Infrastruktur des dortigen Raumes stärkt und daher absehbar nicht zur Disposition steht.
Auch für die übergeordneten Schulbehörden sind die Bürener Kapazitäten immer von entscheidender Bedeutung gewesen. Zum Beispiel bei der Errichtung und Finanzierung des neuen Berufskollegs in Schloss Neuhaus.
Die Stadt Büren wird sich bei der Jungen Union sicher auch noch dafür bedanken, dass ihre ureigensten Angelegenheiten neuerdings in Paderborn entschieden werden. Wir wünschen durchaus möglichst vielen Kommunen die zukunftsfähige Gesamtschule. Dies allerdings immer bei strikter Beachtung der kommunalen Selbstverwaltung. Abgesehen davon haben gesetzlich die Kommunen und kommunalen Zweckverbände den Vorrang vor einer Gesamtschule des Kreises. Ebenso schließt die vorhandene Bürener Schullandschaft mit ihren zwei Gymnasien eine Gesamtschule dort eher aus.
Auch der JU-Hinweis auf demografische Entwicklungen greift zu kurz, weil die Konjunktur, die Entwicklung des Ausbildungsstellenmarktes und die Ausbildungswahl der Jugendlichen wichtige Parameter für den Platzbedarf an unseren Berufskollegs sind. Ein Einbruch der Schülerzahlen im Kreis Paderborn ist gerade in der derzeitigen Wirtschaftsdepression jedenfalls nicht absehbar.
Auch die schließlich noch zitierten Schülertransportkosten von 64.000 Euro pro Jahr lassen die SPD-Fraktionen im Kreistag und in der Stadt Büren nicht als Argument gegen den Standort Büren gelten. Der Betrag muss nach ihrer Auffassung vielmehr in die Relationen gesetzt werden. Er reicht zum Beispiel kaum für eine Lehrerstelle und ist im Vergleich zu den Gesamtkosten des Berufsschulwesens im Kreis zu vernachlässigen. Wir unterstützen in diesem Zusammenhang die offenbar notwendig zu vermittelnde Erkenntnis, dass der Weg von Büren nach Paderborn genau so weit ist wie umgekehrt.
Als ein indiskutables Stück aus dem Tollhaus beurteilt die SPD schließlich den JU-Vorschlag, Werkstatt-bereiche der dann kopflastig allein in Paderborn konzentrierten Berufskollegs zum Beispiel am Frankfurter Weg oder an der Talle auszusiedeln. Dieses vermutlich dann mit Shuttleverkehr zum Bischofsteich
Fazit: Eine gewisse Konzentration von Einrichtungen in der Großstadt Paderborn (s. Kammerspiele oder Uni) macht ja durchaus Sinn. Deswegen darf das Umland aber nicht zur Wüste verkommen! Zudem sind die entscheidenden Fragen bei dem JU-Szenario bis heute auch ansatzweise nicht beantwortet: Wohin in Paderborn mit zusätzlich 630 Schülern? Woher kommen die dafür erforderlichen Millionenbeträge? Was wird aus dem leer stehenden Gebäudekomplex in Büren, wenn die erdachte Nachnutzung offensichtlich nicht geht?
Nachwuchs- und Möchtegernpolitikern mag man Naivität, Unwissen und Kirchturmdenken nachsehen. Völlig unverständlich bleibt dagegen, dass gestandene Behördenleiter und Schulpolitiker der CDU beim Kreis Paderborn und in der Stadt Büren diesem Unfug ihrer Parteifreunde nicht früher ein Ende gesetzt haben.
gez.: Bernd Schäfergez.: Marco Sudbrak