Weg an die Fürstenberger Straße geöffnet

Im so genannten GE-1-Gebiet kann sich der Einzelhandel in Büren künftig entwickeln. Die Fläche darüber ist das Sondergebiet Marktkauf. Die roten Flächen (GE-2-Gebiet) bleiben weiterhin tabu für zentren-relevante Produkte.

Der Bürener Stadtrat hat in seiner Sitzung am Donnerstag die Weichen für eine neue Innenstadtpolitik gestellt. Er hat die Neufassung des Bebauungsplanes Gewerbegebiet Fürstenberger Straße eingeleitet und somit dem Einzelhandel den Weg dorthin geöffnet.

Damit dürfen dort auch Artikel verkauft werden, die bisher der Kernstadt vorbehalten waren, wie etwa Damen- und Herrenbekleidung, Schuhe, Drogerieartikel, Haushaltswaren und Büroartikel. Das ursprünglich vorgesehene Gebiet wurde nach einer interfraktionellen Ortsbesichtigung und einer Überarbeitung des Planungsbüros Junker und Kruse noch einmal verändert. Östlich der Fürstenberger Straße, also im Bereich der Tankstelle Feldmann, gilt weiterhin die Einzelhandelssperre. Das so genannte GE-1- Gebiet, in dem sich der innenstadttypische Einzelhandel ansiedeln kann, reicht nun vom Kreisverkehr (Sondergebiet/Marktkauf) bis zum Graben hinter dem Aldi-Markt.

Welche Brisanz das Thema in sich birgt, zeigten vor der Abstimmung zwei Anträge: Während Joachim Finke (CDU) ein namentliches Votum verlangte, wollte Marco Sudbrack (SPD) eine geheime Abstimmung zur Neuaufstellung des Bebauungsplanes. Der SPD-Antrag setzte sich mit 22 Ja- gegen elf Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen durch.

Der jetzt gefasste Beschluss ist richtungsweisend für die weitere Entwicklung des Einzelhandels in der alten Kreisstadt. Dementsprechend kontrovers waren die Meinungen, auch innerhalb der Fraktionen. Bernward Schäfers von der CDU erkannte »eine Kehrtwende der bisherigen Politik in der Stadt Büren«, die sich gegen bisher verfolgte Ziele richte, nämlich die Innenstadt zu stärken.

An der Fürstenberger Straße werde sich ein Gegenpol zur Kernstadt entwickeln. »Wir machen jetzt genau das, was wir jahrelang versucht haben zu vermeiden«, sagte der Christdemokrat. Ähnlich sah es sein Parteikollege Fritz Lüke: »Wir begehen jetzt die Sünden, die andere Kommunen schon seit 20 Jahren machen. Aus sämtlichen Fehlern anderer Städte wollen wir nicht lernen. Das ist alles unfassbar, was hier heute passiert.« Lüke bezog sich mit der nun gefassten Entscheidung auf eine damit einhergehende Verödung der Bürener Kernstadt. »Ich möchte demnächst nicht über den Markt gehen und nur noch mit Zeitungen zugehängte Schaufenster sehen«, warnte Fritz Lüke.

Es gab jedoch auch andere Stimmen in der CDU. »Wir sollten die Fürstenberger Straße öffnen«, sagte Günther Eggebrecht. In der Innenstadt sei in den vergangenen zwei Jahren wenig passiert, schickte er auch Kritik in Richtung Kaufmannschaft Kernstadt. »Die Leute fahren nach Paderborn, weil sie in Büren das entsprechende Angebot nicht haben«, sagte der Wewelsburger Ortsvorsteher zum Kaufkraftverlust. Wenn es Investoren für die Fürstenberger Straße gebe, solle man die auch akzeptieren.

Ebenso sprach auf Anfrage Bauamtsleiter Peter Pollmann von einem deutlichen Signal Richtung Innenstadt, wo etwas passieren müsse. Die Gutachter hätten etwa ermittelt, dass durchaus noch auf 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche in der Kernstadt Oberbekleidung angeboten werden könne.

Franz Voß (FDP) fragte, warum man viel Geld für ein Gutachten ausgegeben habe, von dem man sich nun entferne. Auch er fürchtete ein hohes Risiko für die Bürener Innenstadt. Zumindest Drogerieartikel wollte Franz Voß an der Fürstenberger Straße verbieten.

Dr. Wigbert Hillebrand (SPD) brachte noch ein weiteres Argument für die Öffnung der Fürstenberger Straße. Schließlich sei die Kernstadt für Bewohner der Mittersiller Straße oder des Domentalsweges keineswegs das Zentrum. Der jetzt ausgearbeitete Kompromiss biete Rechts- und Verkehrssicherheit. Sein Parteikollege Heinrich Zimmermann sagte zur Öffnung: »Das ist Marktwirtschaft. Wir haben nun nicht nur ein Konzept, das wir tragen können, sondern eines das auch den Kaufleuten an der Fürstenberger Straße die Chance bietet, sich zu positionieren.«

Die Kommunalpolitiker beschlossen am Donnerstag zudem, die so genannte Bürener Sortimentsliste vom Oktober 2007 zu ändern. Büromaschinen, Berufsbekleidung, Sportgroßgeräte, Waffen und Jagdbedarf sowie Elektrogroßgeräte gehören nicht mehr zum zentren-relevanten Sortiment.

Der Bürener Verkehrsverein, der die Kaufmannschaft im Stadtgebiet Büren vereint, wollte sich gestern zur neuen Entwicklung nicht äußern. »Der Verkehrsverein möchte sich hier neutral verhalten«, sagte die Vorsitzende Conny Kriener auf Anfrage. Die Mitglieder des Vereins seien über das gesamte Stadtgebiet verteilt und hätten ihre Geschäfte sowohl in der Innenstadt als auch an der Fürstenberger Straße.

Artikel vom 27.06.2009