Adelgunde Hewer betreibt seit fast 30 Jahren in der Bürener Burgstraße ihr Geschäft mit Hut- und Pelzmoden. Als örtliche Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes hat sie am Dienstagabend über 20 Fachgeschäfte-Inhaber zusammengeführt, um gegen den Beschluss des Stadtrates zur Erweiterung der Einkaufssortiments im Gewerbegebiet Fürstenberger Straße (die NW berichtete) anzugehen.
Unterstützung erfährt sie von Burkhard Schwuchow, offizieller CDU-Bewerber für das Bürener Bürgermeisteramt. In der diesbezüglich gespaltenen Mehrheitsfraktion stellt er sich eindeutig auf die Seite der Innenstadt. Mit beiden sprach Karl Finke.
Vor zwei Jahren hat der Stadtrat ein Einzelhandels- und Zentren-Konzept beschlossen. Wie ist der aktuelle Beschluss zugunsten der Randlage Fürstenberger Straße zu verstehen?
BURKHARD SCHWUCHOW: Das kann ich mir auch nicht erklären. Es ist ein Salto rückwärts. Was jetzt passiert, ist genau das Gegenteil von dem Beschluss im Dezember 2007.
Den Geschäftsinhabern in der Innenstadt wird auch aus Reihen der CDU vorgehalten, sie würden nicht genug für die Attraktivität des Einkaufens in Büren tun.
ADELGUNDE HEWER: Der Kaufmannschaft kann man es nicht vorwerfen, wenn Büren nicht mehr zu bieten hat. Wir halten unsere Häuser in Ordnung und haben fast einheitliche Öffnungszeiten. Wir haben in Büren tolle Fachgeschäfte.
Dazwischen sind die Leerstände und Probleme aber unübersehbar.
SCHWUCHOW: In einer Immobilie wie dem geschlossenen Geschäft Brand wäre sicherlich schon jemand drin. Da geht aber keiner rein, wenn er weiß, die Kunden laufen in der Zwischenzeit zur Fürstenberger Straße.
HEWER: Natürlich ist es ein Unding, dass man in der Innenstadt zum Beispiel nicht mal mehr eine Briefmarke kaufen kann. Dafür muss ein Bürgermeister sorgen.
Kann das ein Bürgermeister, Herr Schwuchow?
SCHWUCHOW: Ja, das muss er und das kann er, einen Post-Service an der Fürstenberger Straße verhindern. Dazu ist die Bauleitplanung da. Als Bürgermeister darf ich keinen Bebauungsplan aufstellen, der sich negativ auf die Innenstadt auswirkt.
Ist nach diesem Stadtrats-Beschluss nicht alles zu spät?
SCHWUCHOW: Noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen. Der Einzelhandelsverband und jeder Bürger hat die Chance, seine Einwendungen vorzutragen. Am Ende muss der Stadtrat einen Abwägungsbeschluss vornehmen. Wenn offensichtlich wird, dass dieser Beschluss der Innenstadt schadet, möchte ich die Mehrheit sehen, die das durchhält . . .
HEWER: Wir haben noch eine Chance. Manche Geschäftsinhaber der Innenstadt wussten gar nicht, um was es hier geht. Alle sind entsetzt. Es ist gut, dass Jörg Simon mit der Unterschriftenliste vorangegangen ist. Wenn jetzt viele Unterschriften zusammenkommen, wird der Widerstand gegen diesen Beschluss deutlich. Die Listen liegen in allen Geschäften aus. Ich habe in meinem Geschäft bislang keinen Kunden erlebt, der nicht unterschrieben hat. Wir werden kämpfen.
SCHWUCHOW: Ich finde es gut, dass die Geschäftsinhaber der Innenstadt sich regen.
Hat die Fürstenberger Straße eine stärkere Lobby?
HEWER: Eine Handvoll Investoren da unten steht gegen die Mehrheit in der Stadt.
SCHWUCHOW: Wollen sich denn die Bewohner am Domentalsweg demnächst wirklich in ein Café am Marktkauf setzen?
Wie geht es weiter?
SCHWUCHOW: Was jetzt passiert, ist der richtige Weg. Es ist Zeit, sich ein Bild von der Meinung der Bürger zu machen. Wenn ich der Auffassung bin, dass die Innenstadt gestärkt werden muss, trage ich mich in die Unterschriftenliste ein. Es ist wichtig, dass Druck aufgebaut wird. Ich halte den Beschluss allerdings auch rechtlich für bedenklich, glaube nicht, dass man den einem Gericht erklären kann.
HEWER: Die Einzelhändler sind motiviert. Der Einzelhandelsverband wird seine Eingabe machen. Wenn weitere Schritte notwendig sind, werden auch die erfolgen.
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14 – Paderborn (Kreis), Donnerstag 09. Juli 2009