
Wir sind Büren – Einzelhandel gehört in die Innenstadt«: Plakate mit diesem Text hängen zurzeit in fast allen Geschäften rund um Markt, Burg- und Königstraße. Die Händler machen sich stark für ein lebendiges Zentrum – und gegen eine Lockerung der Einzelhandessperre an der Fürstenberger Straße.
»Wäre die Innenstadt Bürens ein Krankenhaus, würde hier jeder eine Chefarztbehandlung bekommen«, zieht Jörg Simon, Inhaber eines Bio-Ladens an er Königstraße und Initiator der mittlerweile auch vom Verkehrsverein unterstützten Unterschriften-Aktion, einen Vergleich. Die persönliche Beratung und die große Sachkenntnis seien Pfunde, mit denen die Innenstadt-Einzelhändler wuchern könnten.
Mit dem jetzt vom Rat auf den Weg gebrachten Entschluss, an der Fürstenberger Straße auch innenstadtrelevante Sortimente zuzulassen, »stiehlt man Menschen, die in der Innenstadt investiert haben, die Existenzgrundlage«, kritisiert Simon.
Ebenso wie Verkehrsvereins-Chefin Conny Kriener wünscht auch er sich einen Profi, der sich um das Bürener Stadtmarketing kümmert. Simon: »Das ist ehrenamtlich nicht zu leisten.« Denkbar wäre auch ein Ingenieurbüro.
Professor Dr. Wigbert Hillebrand, Ratsherr und SPD-Bürgermeisterkandidat, steht dazu, dass er für die Lockerung der Einzelhandelssperre an der Fürstenberger Straße gestimmt hat. »Konkurrenz belebt das Geschäft«, betont er.
In den vergangenen Jahren sei Büren in den Baugebieten am Domentalsweg und an der Mittersiller Straße stark gewachsen. Damit sei auch der Bereich Fürstenberger Straße als Teil der Innenstadt zu betrachten. Seiner Ansicht nach müssten die Fachhändler rund um Markt und Burgstraße neue Geschäfte an der Fürstenberger Straße nicht fürchten: »Die sind stark, die haben ihre Kunden.«
»Wir haben in einem interfraktionellen Arbeitskreis lange über das Thema diskutiert und versucht, alles rechtssicher zu machen«, hätte Hillebrand nun wenig Verständnis für ein »Zurückrudern« des Rates. »Ich bin für eine klare Linie, für Konsequenz und Konstanz.« Mit einer endgültigen Entscheidung rechnet er erst nach der Kommunalwahl.
Auch Burkhard Schwuchow, der für die CDU als Bürgermeister kandidiert, betont, dass es sich um ein laufendes Verfahren handelt, ein abschließender Satzungsbeschluss noch nicht gefasst sei. Der jetzige Planentwurf widerspreche allerdings den Empfehlungen des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes aus dem Jahr 2007, dem er folgen könne. Die Lockerung der Einzelhandelsperre an der Fürstenberger Straße hält er für einen »Schritt in die falsche Richtung«. Auch das Konzept von 2007 nenne als mögliche Folge einen Attraktivitätsverlust duch »Ausbluten« des Zentrums.
Der CDU-Bewerber bedauert nicht, dass die (Vor-)Entscheidung noch vor der Wahl gefallen ist, hätte sich aber gewünscht, dass eine sachliche öffentliche Diskussion und eine offensivere Informationen der Bürger stattgefunden hätte. Schwuchow: »Meines Erachtens hätte man dieses besser machen können.«
Seiner Ansicht nach ist es noch nicht zu spät, »die Weichen für die richtige Entwicklung zu stellen«. Auf diesem Weg gelte es, die Bürger mitzunehmen: »Wie wichtig den Bürenern, und damit meine ich auch die Ortsteile, die Entwicklung der Innenstadt ist, zeigt doch gerade das Interesse an den jetzt laufenden Aktionen.«
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Kommentar
Entscheidung hätte erst nach der Wahl fallen sollen
Schnäppchen zum Niedrigpreis einerseits, persönliche Beratung andererseits; hüben Parkplätze direkt vorm Supermarkt, drüben eine lebendige Innenstadt zum Wohlfühlen: Kunden wollen das alles. Den Spagat zu schaffen, ist Aufgabe der Politik. Der Rat muss entscheiden, wieviel Einzelhandel am Stadtrand verkraftbar ist, ohne das Zentrum auszubluten. Nicht nur in Büren, sondern auch in Salzkotten und Paderborn sorgt das Thema für Kopfzerbrechen. Es allen recht zu machen, wird kaum möglich sein.
Das wissen auch die Kaufleute der Bürener Innenstadt. Was viele von ihnen ärgert und bei so manchem auch Misstrauen weckt, ist die geheime Abstimmung, mit der der Rat über die brisante Frage entschieden hat. »Da bedroht jemand unsere Existenzen und steht noch nicht einmal mit seinem Namen dazu«: Dieser Tenor ist von vielen zu hören.
Die beiden Bürgermeisterkandidaten trifft diese Kritik nicht: Sie zeigen Flagge – allerdings in unterschiedliche Richtungen. Das Thema Einzelhandel wird vielleicht nicht die Wahl entscheiden, aber es wird eine wichtige Rolle spielen. Auch wenn der Beschluss noch nicht endgültig ist, wäre es darum besser gewesen, mit der doch immerin richtungsweisenden Ratsentscheidung bis nach der Wahl zu warten. Viele Jahre lang ist diskutiert worden, da hätte man einige Wochen nun durchaus noch ins Land gehen lassen können.
Hanne Reimer
Artikel vom 17.07.2009