
Hätten wir eine bessere Bürener Innenstadt, wenn der Marktkauf nicht da wäre? fragt Heinz-Josef Becker. Der Inhaber eines Heizungs- und Sanitär-Betriebes an der Fürstenberger Straße verneint entschieden. Er steht voll hinter dem jüngsten Beschluss des Stadtrates, in einem Teil dieses Gewerbegebietes zukünftig mehr großflächigen Einzelhandel zuzulassen.
Becker und Klaus-Peter Voss, dem ein Grundstück auf der anderen Seite der Fürstenberger Straße gehört, sehen Büren nach 22 Jahren der sogenannten Einzelhandelssperre per Sortimentsliste endlich wieder in Bewegung. Stillstand wäre der Tod für Büren, so Voss. Er ist sich mit Becker einig: Es wäre wunderbar, wenn an jeder Ecke der Innenstadt Geschäfte, Restaurants und Cafés entstehen würden. Der Bürger und Verbraucher bestimme aber auch darüber, wo Einkaufen stattfinde.
Becker, dem Immobilien sowohl an der Fürstenberger Straße als auch in der Innenstadt gehören, führt sein zweites Beispiel ins Feld. In seinem Gebäude, wo zunächst der Dixi-Getränkemarkt und anschließend EDV-Händler Finke beheimatet war, hat Becker seit zwei Jahren den Textilhändler KiK als Mieter. Die Genehmigung dafür wurde zunächst für fünf Jahre ausgesprochen. Wenn der Ratsbeschluss wieder gekippt werde, könnte das Mietverhältnis über 2012 hinaus gefährdet sein. Seinen neuen Partner sieht er hier aber am richtigen Platz. Gäbe es dieses Angebot nicht, würden die Kunden es in Nachbarstädten aufsuchen, so Becker, der den Einzelhandel im Gewerbegebiet als Ergänzung sieht und zu seinen unternehmerischen Entscheidungen früher und heute sagt: Wir wollen der Innenstadt nicht weh tun.
Man muss doch die Freiheit haben, unternehmerisch tätig zu sein, so Klaus-Peter Voss. Mit dem Tankstellen-Gelände profitiert er zurzeit nicht von der neuen Beschlusslage, erhofft sich aber weitere Freiheiten für die Zukunft: Für den Anfang stimmt die Richtung.
Voss und Becker stimmen mit Bürens Bauamtsleiter Peter Pollmann überein, der gegenüber der Neuen Westfälischen nach dem Ratsbeschluss keine gravierenden Veränderungen an der Fürstenberger Straße erwartet. Am ehesten noch in dem Gebäude der früheren Firma Gebro, wo die Einzelhandels-Grenze gezogen worden ist. Voss relativiert: Es stehen dafür in Büren aber keine interessierten Unternehmen Schlange.
Dem Wettbewerb stellen
Die Reaktionen der Bürener Geschäftsleute sind immer wieder die gleichen, sagt CDU-Fraktionschef Helmut Peuker zur Diskussion um das Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Ein Sterben der Innenstadt hätten sie prophezeiht, als Dixi aufmachte, Aldi kam und wieder ging. Es habe sogar Anfeindungen geben.
Doch Büren sei seitdem gewachsen und die Fürstenberger Straße nicht mehr die grüne Wiese. Da dort fast 30 Jahre eine Sperre bestand und die Innenstadt geschützt wurde, könnten bei einem endgültigen Beschluss auf einer noch kleinen freien Fläche (die Grenze ist Gebro hinter dem Aldi) einige neue Geschäfte entstehen. Peuker: Die Bürener Geschäftsleute sollten sich dem Wettbewerb stellen und nicht immer nur lamentieren.
Auch müssten sich die Immobilienbesitzer der Innenstadt fragen lassen, ob es richtig sei, lieber die Geschäfte leer stehen zu lassen als die überhöhten Mietsätze zu senken. Anscheinend geht es vielen noch zu gut.
Eine Forderung, die Entscheidung dem neuen Rat und Bürgermeister zu überlassen, hält Peuker für absurd und spricht von Verzögerungs- oder Überrumpelungstaktik.
© 2009 Neue Westfälische
Paderborner Kreiszeitung, Donnerstag 23. Juli 2009