Ich möchte einmal im Leben Bürgermeister sein…

Wenn am 30. August über die Sitzverteilung in den Rathäusern und Kreisparlamenten abgestimmt wird, ist eigentlich die große Spannung vorprogrammiert. Doch ein Blick in das Erscheinungsgebiet dieser Zeitung zeigt: Kommunalwahl ist nicht gleich Kommunalwahl.

Während in einigen Städten die Mehrheitsverhältnisse scheinbar nicht zu erschüttern sind, findet in anderen tatsächlich Kommunalwahlkampf statt. Ganz besonders gilt dies für die Bürgermeisterkandidaten. Für diesen Posten reicht diesmal eine einfache Mehrheit; bislang mussten künftige Bürgermeister eine absolute Mehrheit – also mehr als die Hälfte der Wählerstimmen – auf sich vereinigen. Umso heißer wird um jede Stimme gekämpft. Zumindest dort, wo überhaupt gekämpft wird.

Denn es gibt Städte, in denen das Ergebnis eigentlich schon feststeht. So wie in Bad Wünnenberg. Hier scheint man zufrieden zu sein mit der Arbeit von Winfried Menne (CDU). Der Amtsinhaber ist einziger Kandidat und steht mithin bereits jetzt als Wahlsieger fest.

50 Kilometer Richtung Norden, am anderen Ende des NR-Gebietes, sieht die Welt ganz anders aus: In Delbrück bewerben sich gleich vier Kandidaten um die Nachfolge von Bürgermeister Robert Oelsmeier, der in den Ruhestand geht. Neben Klaus Rehkämper, der nach einem verwirrenden internen Vor-Wahlkampf von der CDU ins Rennen geschickt wurde, und Manfred Köllner von der Grün-Alternativen BürgerInnen-Initiative (GABI) haben auch zwei parteiunabhängige Kandidaten ihren Hut in den Ring geworfen: Dr. Anil Singhal und Werner Peitz.

Letzterer ist durch verschiedene Vereinsaktivitäten ein bekannter Mann an der Lippe und hat mehrere „Unterstützergruppen“ in den Ortsteilen mobilisieren können. Bis auf Dr. Singhal haben alle Delbrücker Bewerber umfangreiche Internet-Auftritte, auf denen sie über sich und ihre politischen Ziele informieren.

Humorvollen Wählern kann man insbesondere die Seite von „funky“ Manfred Köllner ans Herz legen, der seinen ganz persönlichen Polit-Song präsentiert und fröhlich durchs Internet schmettert: „Ich möchte einmal im Leben Bürgermeister sein, doch nicht in Köln am Rhein, es muss schon Delbrück sein…“.

Da verlaufen in Geseke die Wochen vor der Wahl weitaus ruhiger. Zwar stehen dort mit Dieter Marr (SPD) und Dr. Ernst Romberg (FDP) sowie Amtsinhaber Franz Holtgrewe (CDU) drei erfahrene Polit-Recken mit unterschiedlichem politischen Hintergrund auf dem Papier. Doch so etwas wie einen Wahlkampf gibt es bislang nicht; da herrschen in der Hellwegstadt offenbar bayerische Verhältnisse. Leider sucht der Wähler auch vergebens nach erhellenden Informationen zu den Kandidaten. Selbst im Internet findet man kaum Aufschlussreiches. Auf der SPD-Homepage lacht einem gar unter dem Menüpunkt „Unsere Politik“ eine komplett leere Seite entgegen – hoffentlich nur ein technisches Problem.

Mit dem Internet scheint auch die Salzkottener CDU nicht viel am Hut zu haben. Die zeigt sich nämlich gar nicht erst im world wide web. In einer Zeit, in der sich viele Wahlberechtigte via Computer über Parteien, Politik und Kandidaten schlau machen, findet sich über den erneut kandidierenden Bürgermeister Michael Dreier schlichtweg nichts.

Da ist sein Herausforderer, der erst 26-jährige Michael Sprink (SPD), wesentlich PR-orientierter und informiert in umfassender Breite auf einer eigenen Homepage über sich und seine Ziele. Die einzige Dame unter allen Bürgermeister-Kandidaten im NR-Gebiet, Brigitte Kesternich, ist immerhin über ihre Partei – die Salzkottener FDP – zu finden.

Bleibt noch der Blick nach Büren. An der Alme bewerben sich zwei bekannte Männer um die Nachfolge von Wolfgang Runge (CDU): Burkhard Schwuchow (CDU) und Prof. Dr. Wigbert Hillebrand (SPD). Beide sind in vielen Vereinen aktiv; Schwuchow kann u.a. als Leiter des Hövelhofer Bauamtes, Hillebrand als langjähriges Ratsmitglied und stellvertretender Bürgermeister kommunalpoltische Erfahrungen in die Waagschale werfen. Ein interessanter Wahlkampf, in dem aktuelle Themen der Kommunalpolitik ausgeschlachtet werden, ist da im Gange.

Insbesondere Hillebrand fährt alle Geschütze auf: Von einer wochenlangen Tournee mit Bürgergesprächen in allen neun Bürener Ortsteilen bis zu Videoclips auf der SPD-Homepage, in denen er zu aktuellen Themen Stellung bezieht, reicht das Arsenal.

Fazit der kommunalpolitischen Reise durch’s NR-Land: Während Geseke, Bad Wünnenberg und Salzkotten den Winterschlaf in die Sommerferien verlegt haben, stehen in Delbrück und Büren heiße Wochen bevor. Spätestens mit dem Ende der Ferien werden hier die Bürgermeisterkandidaten noch einmal alle Register ziehen, um Bewegung in die Strukturen zu bringen. Bleibt zu hoffen, dass der Kommunalwahlkampf fair bleibt. Schließlich – und das unterscheidet ihn von überregionalen Wahlen – kennt man sich ja.

Die Bürgermeister-Kandidaten für Büren:
Prof. Dr. Wigbert Hillebrand (SPD), Prof. an der Fachhochschule Münster, stv. Bürgermeister, seit 1995 im Rat der Stadt Büren.
www.wandel-wechsel-wigbert.de

Burkhard Schwuchow (CDU), 43, verh., drei Kinder, Leiter des Bauamtes Hövelhof.
www.buergermeister-fuer-bueren.de

NeueRegionale
24.07.2009