Verwandtschaft in ganz Europa

Büren? Davon gibt es doch viele auf der Welt. Diese auf den ersten Blick abwertend anmutende Aussage basiert auf einem ganz einfachen Grund: Wegen ihrer identisch oder ähnlich klingenden Namen gelten gleich 56 Kommunen in Europa als namensverwandt.

Und wie das unter der Verwandtschaft nun eben einmal so üblich ist, trifft man sich gelegentlich, um sich über neueste Entwicklungen auszutauschen und gemeinsame Pläne zu schmieden. So auch im englischen Bures St. Mary, das vom 3. bis 5. Juli Ort des Treffens von insgesamt zehn Delegationen der europäischen Städte und Stadtteile war.

Eine davon kam auch aus der Almestadt. Die stellvertretende Bürgermeisterin Ingrid Koch, Jörg Altemeyer aus der Stadtverwaltung und zwei Vertreter des Bürener Mauritius-Gymnasiums hatten sich auf den Weg nach Großbritannien gemacht, um sich mit den europäischen Namensvettern zusammenzufinden.

Neben dem internationalen Austausch habe dabei vor allem die Suche nach einer englischsprachigen Partnerschule für das Mauritius-Gymnasium im Vordergrund gestanden, berichtet Jörg Altemeyer von der Zusammenkunft. Die Treffen, für die alle namensverwandten Kommunen in ganz Europa eingeladen werden, finden alle zwei Jahre statt. Die Stadt Büren war zuletzt im Rahmen der 800-Jahr-Feierlichkeiten im Jahre 1995 Gastgeber.

Die ähnlich klingenden Namen der insgesamt 56 verwandten Kommunen in Europa variieren je nach den Eigenheiten der jeweiligen Landessprache. Vor allem in Frankreich scheinen die Benennungen „Bures“, „Burey“ oder „Buré“ sehr beliebt bei den früheren Städtegründern gewesen zu sein. Gleich 20 Städte oder Stadtteile in ganz Frankreich hören auf diese oder ähnliche Namen – ob an der Atlantikküste, in Paris oder im tiefsten Inland.

Auch die Skandinavier schienen damals auf den Geschmack gekommen zu sein, als sie „Burso“ in Dänemark oder „Burens“ in Schweden tauften. Und sogar bis Osteuropa reicht die Verwandtschaft, so wie beispielseweise das polnische „Szlasy Bure“ oder das russische „Bursevo“ als Stadtteil Moskaus.

Woher die Beliebtheit der Namensgebungen in ganz Europa kommt, ist schwer einzuschätzen. Auffällig ist, dass viele der Namensvetter die gleichen landschaftlichen Strukturen aufweisen: „Oft sind die Kommunen landwirtschaftlich geprägt und liegen an Wäldern und Flüssen“, erzählt Jörg Altemeyer.

„Während dem Treffen haben wir schon spekuliert, auch wenn wir natürlich keine Sprachforscher sind“, berichtet Altemeyer. Möglicherweise könnte der Begriff „Bures“ in alter Sprache mit dem Wort Bauer verknüpft sein, lautet eine der Ideen.

Mitgenommen aus dem letzten Treffen in das heimische Büren in Ostwestfalen habe man in erster Linie den Kontakt zu einer englischsprachigen Schule, einer sogenannten „Upper school“ aus Bures St. Mary, für das Mauritius-Gymnasium. Die Verwandschaft wächst also immer näher zusammen: Konkrete Verhandlungen über mögliche Austauschprogramme zwischen beiden Schulen sollen schon bald folgen.

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Paderborner Kreiszeitung, Mittwoch 05. August 2009