Sein letzter Waldbegang wird es wohl nicht gewesen sein. Schließlich sind auch Altbürgermeister immer gerne dabei, wenn der Bürener Rat zum Ende der politischen Sommerpause durch den Stadtwald wandert. Doch als Stadtoberhaupt war Wolfgang Runge zum letzten Mal dabei.
Er bezeichnete die traditionsreiche Veranstaltung zu Beginn der kurzen Ratssitzung an der Waldschule als »eine Art Pflaster«, das auch schon einmal kontroverse politische Auseinandersetzungen vergessen mache. Bei Bier und Würstchen lasse sich eine freundschaftliche Atmosphäre auch über Parteigrenzen hinweg pflegen.
Doch bevor rund um das Lagerfeuer ein geselliger Spätsommerabend begann, stellte Stadtförster Ulrich Menzel dem Rat zunächst den Hauungs- und Kulturplan für die kommenden Monate vor, dem der Rat zustimmte. »Uns wurde vor Augen geführt, dass in der Natur nicht immer alles nach Plan verläuft«, schickte er voraus.
Naturkatastrophen, gefolgt vom wirtschaftlichen Einbruch hätten in den vergangenen Jahren das Geschehen im Wald bestimmt. »Pläne wurden dadurch vollends über den Haufen geworfen, statt dessen waren Krisenbewältigung und flexibles Handeln angesagt.«
Eine deutliche Überschreitung der geplanten Nutzungsmengen habe es allerdings nur bei Fichten, nicht beim Laubholz gegeben. Letzteres stellt den weitaus größten Flächenanteil des Stadtwaldes. Schuld daran, dass mehr Holz geschlagen werden musste, als eigentlich beabsichtigt, waren Sturm und Borkenkäfer.
Verschwunden sind danach etwa 14 Prozent der Fichte, was 17 000 Festmetern entspricht. Dennoch, so Menzel, sei es zwar rechnerisch richtig, aber sachlich falsch, nun diesen Vorgriff bei den restlichen 86 Prozent der Fichtenfläche einzusparen: Nutzung sei immer auch Pflege.
Der Hauungsplan 2010 sehe einen »sehr sparsamen Ansatz« von 1800 Festmetern in der Fichte vor. Davon seien 400 Festmeter Bestandsreste, die den nächsten Sturm wahrscheinlich ohnehin nicht überstehen würden. Im Laubholz sollen 3100 Festmeter Buche eingeschlagen werden. Aus dem Holzverkauf ergebe sich eine Einnahme von 236 000 Euro, die Holzerntekosten beziffert Menzel auf 74.000 Euro.
Auch neue Bäume werden gepflanzt. Vorgesehen sind Neukulturen und Nachbesserungen auf 2,5 Hektar mit Buche und Bergahorn, insgesamt 10 500 Pflanzen. Zusammen mit den laufenden Kosten (Arbeitsgeräte und Verbrauchsgüter) beliefen sich die Kosten des Kulturplans danach auf 13 000 Euro. Danach würde der Wald einen rechnerischen Überschuss von 149 000 Euro in die Bürener Stadtkasse bringen. »Im Gesamthaushalt müssen noch andere Sachkonten zu- und abgerechnet werden, sodass sich insgesamt ein Überschuss ergibt, der zu Schonung unserer Ressourcen aber deutlich niedriger ausfallen wird als in den Vorjahren.
Artikel vom 20.08.2009