Schandfleck bald ein Schmuckstück

Haus der Begegnung, so der neue Name des Hauses Küting, das seit Schließung der Gaststätte Charly C leer steht

Der Name des Investors ist öffentlich noch nicht bekannt. Erste Pläne für die Sanierung und Erweiterung des früheren Hauses Küting (zuletzt Charly C) in der Bürener Burgstraße hat Bauamtsleiter Peter Pollmann nun dem Haupt- und Finanzausschuss der Stadt vorgestellt. Mit privaten Mitteln und Zuschüssen vom Land soll hier ein Haus der Begegnung, so der neue Name, entstehen.

Die massive Holztür zur früheren Diskothek im Obergeschoss ist mit einer schweren Kette gesichert. Fensterscheiben in der Fassade sind eingeworfen worden, andere mit dicken Balken von außen gesichert. Seitdem hier die letzte florierende Gastwirtschaft ihre Eingänge verschlossen hat, ist das rund 100 Jahre Gebäude heruntergekommen – zu einem Schandfleck in der Innenstadt verkommen. Die stilvolle Fassade aus der so genannten Gründerzeit bewahrte das Haus im Schatten der St. Nikolaus Pfarrkirche vor dem Abriss. Versteigerungen waren zuletzt mehrmals gescheitert.

Die nun geplante Investition verfolgt einen neuen unternehmerischer Nutzungszweck in Kombination mit öffentlichem Interesse. „Integratives Konzept“, nennt Pollmann die über anderthalb Jahre gereiften Pläne und spricht von „drei unterschiedlichen Zuschussgebern“. Im Obergeschoss (frühere Diskothek), das bekanntlich mit dem Rücken an das Rathaus grenzt, soll ein so genannter Bürgersaal entstehen. „Wir schaffen einen repräsentativen Raum für viele Gelegenheiten“, so der Bauamtschef zu diesem Teil der Planung. Für die Kosten werde die Stadt 60 Prozent Zuschüsse „bis zur Kaffeetasse“ erhalten.

Im Erdgeschoss will der Investor eine Tagespflege für Senioren einrichten. Für dieses Klientel sollen im Gesamtkomplex barrierefreie Wohnungen in Größen kleiner als 50 Quadratmeter entstehen – „mit der Nähe zum lieben Gott“, wie Pollmann es formulierte. – Im Bürgersaal, den jeder mieten könne, würde dann „auch mal eine Ratssitzung“ stattfinden.

„Das Konzept ist noch nicht bis ins letzte Detail ausgereift“, sagt Bürgermeister Burkhard Schwuchow. Anfang kommenden Jahres sollen es öffentlich vorgestellt werden. Gut 200.000 Euro müssten 2010 zunächst vor allem für die Sicherung des Gebäudes (Dach) investiertwerden. Von Gesamtkosten in Höhe von 2,16 Millionen Euro muss die Stadt 377.000 Euro tragen.

Boney M. im Old Germany

Die Gastwirtschaft an der heutigen Bürener Einkaufsmeile Burgstraße hat in ihrer über 100-jährigen Geschichte goldene Zeiten erlebt. Ab den 50er Jahren entwickelte sich das Haus in Regie von „Kütings Sturm“ zur Top-Adresse in der damaligen Kreisstadt für alle, die außerhalb ihrer eigenen vier Wände Vergnügen suchten. Im Tanzsaal fanden Theateraufführungen und Karnevalsfeiern statt. In den 70er-Jahren erlebte hier die Discothek Old Germany ihre besten Zeiten. Unter anderem trat die Gruppe Boney M auf. Gäste waren auch viele amerikanische Soldaten der seit Anfang der 60er-Jahre hier in der Kaserne Stöckerbusch stationierten Streitkräfte.

© 2009 Neue Westfälische
Paderborner Kreiszeitung, Dienstag 15. Dezember 2009