Waldbahn Almetal stärken

Sollen für die Zukunft andocken: Der Bürener Verein Waldbahn Almetal (r.) und die Brilon Wirtschaft und Tourismus GmbH (l.) könnten in Zusammenarbeit der beiden Städte den Verkehr auf der Schienentrasse ausbauen.

„Die Waldbahn wird gut angenommen“, weiß Wilfried Stockebrand nicht nur aus der Distanz der Nachbarstadt. Der Geschäftsführer der Brilon Wirtschaft und Tourismus GmbH ist aus beruflicher Zeit beim früheren Kreis Büren über einen Kegelclub noch mit der alten Kreisstadt verbunden – und seine Ehefrau steht in Diensten der Paderborner Polizei. Sein Lockruf aus dem Sauerland nach Büren lautet: „Wir müssen das Angebot sichern und weiterentwickeln.“

Für den kommenden Montag hat Stockebrand zu einem Arbeitsgespräch nach Brilon eingeladen. Die Bürgermeister und Tourismus-Verantwortlichen der beiden Städte, politische Verantwortungsträger und nicht zuletzt den Verein Waldbahn Almetal, der unter Führung von Dirk Nölting (Harth) auf der Eisenbahntrasse mit restaurierten Schienenbussen bereits ein touristisches Angebot erfolgreich betreibt. 1.500-2.000 Ausflügler jährlich kann der Bahn-Verein mit seinen 50 Mitgliedern, 10 davon aktiv, auf den 20,5 Kilometern bis Brilon-Nehden kutschieren. Die Bahntrasse wird seit Jahrzehnten vom Energieversorger RWE für den Transport von Trafos genutzt und erhalten.

„Man müsste das Angebot steigern“, sagt Stockebrand und will in der Runde am Montag dazu einzelne Schritte überlegen. Dazu könnte aus seiner Sicht auch eine personelle Stärkung des Vereins durch Briloner Hobby-Lokomotivführer führen, so der Tourismus-Experte. Er würde die Verbindung gern bis zum alten Briloner Bahnhof führen, der in der Innenstadt 2012 als neuer Haltepunkt der Ruhrtalbahn eröffnet wird. Auf der Strecke in Richtung Büren sieht er sowohl die Almequellen als auch eine alte Dinosaurier-Fundstelle bei Nehden als touristische Anlaufstellen.

Gute Perspektiven sogar für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) auf der Schiene sieht Stockebrand zum einen durch die erfolgreich in den Markt geführte Schnellbus-Linie zwischen Paderborn und Brilon (die NW berichtete). Zum anderen räume auf politischer Ebene die Bezirksregierung Arnsberg eine Reaktivierung der Bahnverbindung Brilon–Paderborn in ihrem neuen Regionalplan Platz ein.

Damit derartige Pläne reifen könnten, gilt es für den Geschäftsführer der Brilon Wirtschaft und Tourismus GmbH auch das zu verhindern, was mit der Trasse der Almetalbahnzwischen Büren und Paderborn passiert ist: „Dass die Bahn die Strecke an einen privaten Unternehmer verkauft, der am Ende die Schienen abbaut und den Stahl verkauft.“

Aus Rettungsaktion neue Chancen

„Kann der Verein Waldbahn Almetal überhaupt noch existieren, wenn sich das Unternehmen RWE aus dem Erhalt der Schienentrasse zurückzieht?“ fragt Reinhold Zühlke (Siddinghausen) von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, seit der Kommunalwahl im Bürener Stadtrat.

Seine Partei sieht in der Bahn allerdings auch eine große touristische Chance. Zühlke nennt das Potenzial für themenorientierte Reisen zur früheren Munitionsanstalt und dem heutigen Munitionzerlegebetrieb im Ringelsteiner Wald sowie Fahrten mit den Schwerpunkten Geologie oder Naturschutz.

Auch über eine so genannte Draisine, ein mit Muskelkraft angetriebenes Schienenfahrzeug, könne man für Teilabschnitte neu nachdenken. – Überlegungen dafür gab es schon vor 15 Jahren.

© 2010 Neue Westfälische
Paderborner Kreiszeitung, Samstag 09. Januar 2010