>Eklat in der Volkshochschule

Beim Führungswechsel keineswegs eine Einheit: VHS-Verbandsvorsteher Michael Dreier, Reinhold Hansmeier (Nachfolger des bish. Vorsitzenden Friedel Balsliemke) und der neue stellv. Vorsitzende Fritz Lüke (v. l.), der Entscheidungswege und Kosten kritisierte

Einige Fakten spielten dem Neuling in die Karten. Zur ersten Sitzung des Volkshochschul-Zweckverbandes (VHS) nach der Kommunalwahl legte die Geschäftsstelle das schon gedruckte Programm vor, über das die Verbandsversammlung aber erst noch entscheiden musste.

Fritz Lüke, seit 15 Jahren Bürener Ratsherr – bei der VHS aber erstmals verantwortlich – fuhr daraufhin große Geschütze auf: „Das soll einfach abgesegnet werden und ist kaum ein demokratisches Vorgehen“, sagte Lüke, ging in seiner Kritik jedoch weiter: „Die Kosten laufen aus dem Ruder.“

Der Bürener Christdemokrat sorgte damit für einen Eklat im Bildungsverbund Delbrück-Salzkotten-Büren-Bad Wünnenberg, der am Montag im Salzkottener Rathaus eigentlich vor allem seinen langjährigen Verbandsvorsitzenden Friedel Balsliemke (Delbrück) verabschieden wollte. „So geräuschlos wie in den vergangenen Sitzungen“, so Balsliemke bei seiner kurzen Eröffnung der Sitzung, wünsche er sich auch zukünftig Beratungen und Beschlüsse.

Johannes Goedde-Menke, für die Bürener FDP in der VHS-Versammlung und als Ältester für die Wahl von Balsliemkes Nachfolger verantwortlich, hieb dann in die Lüke’sche Kerbe: „Die Finanzierbarkeit der Volkshochschule muss bei sinkenden Einnahmen überdacht werden.“

„Die Volkshochschule ist unverzichtbar“, bekannte sich anschließend als Gast der Delbrücker Bürgermeister Werner Peitz zu der gemeinsamen Bildungseinrichtung. Er verwies darauf, dass mit einem möglichen Beitritt der Gemeinde Hövelhof (siehe nebenstehender Bericht) der Verband „sogar noch stärker“ werden könnte.

Peitz, Repräsentant der größten Verbandskommune, schlug als Nachfolger von Balsliemke Reinhold Hansmeier vor. Der 41-jährige CDU-Politiker aus Delbrück – seit kurzem auch CDU-Stadtverbandsvorsitzender in der Stadt mit dem schiefen Kirchturm – wurde daraufhin einstimmig gewählt. Wie auch sein Stellvertreter Fritz Lüke, der von Hansmeier später mehrfach in die Schranken der Geschäftsordnung gewiesen wurde.

„Ich habe die Rückendeckung des Bürener Bürgermeisters und der Mehrheitsfraktion“, rechtfertigte Lüke seine Kritik und konkretisierte sie so: „Die VHS muss sich auf das beschränken, was das Weiterbildungsgesetz verlangt.“ In Zahlen biete die Volkshochschule aber 92 Prozent mehr Veranstaltungen als das vom Gesetz verlangte Stunden-Soll. Im Bürener Haushalt 2010 würden daher statt 53.000 nur 42.000 Euro an Transfermitteln bereitgehalten. „Die Stadt Büren ist nicht mehr bereit, alles abzusegnen“, so Lüke weiter, „doch andere Kommunen haben auch Probleme“.

Salzkottens Bürgermeister Michael Dreier, von der Versammlung einstimmig für weitere fünf Jahre als Verbandsvorsteher bestätigt, verwehrte sich gegen die Vorwürfe: „Wir haben mit allen Kommunen ein Gespräch geführt und auch den neuen Bürgermeistern unsere Planungen vorgestellt.“ Und weiter wörtlich: „In keinster Weise war die Diskussion in diese Richtung geleitet worden.“

Hugo Hüser (CDU) aus Bad Wünnenberg verwies darauf, dass Hobby-Kurse bei der Volkshochschule komplett von den Teilnehmern bezahlt würden. Und, so Hüser weiter zu den Kosten für die Kommunen: „Pro Einwohner ist es nicht gerade viel.“ Im kommenden Jahr sinken sie um zwei Cent auf 2,49 Euro pro Bewohner im Verbandsgebiet. Die Verbandsumlage für die vier Kommunen soll 2010 insgesamt 221.000 Euro betragen.

„Die Zahlen können wir lesen“, bestätigte Lüke und stimmte als einziger Verbandsvertreter gegen den Haushaltsentwurf; der Liberale Goedde-Menke enthielt sich.

ZWISCHENRUF
Alte Kamellen

Die Kritik an der Volkshochschule, wie der Bürener CDU-Ratsherr Fritz Lüke sie im Krawall-Stil vorgetragen hat, ist intern wie extern längst geführt worden. Sportkurse, die von Sportvereinen gemacht werden könnten, sollte die Volkshochschule nicht anbieten – schon gar nicht mit besseren Honoraren. Wichtige Weiterbildungsangebote für die Bevölkerung würden andere Bildungsträger wohl teurer organisieren. Als Neuling in der Volkshochschule hätte sich Lüke besser informieren müssen.

karl.finke@

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© 2010 Neue Westfälische
Paderborner Kreiszeitung, Mittwoch 13. Januar 2010