
Als »übereilten und unverständlichen Schritt« stufen die IG Metall und die Belegschaft des Bürener Unternehmens Warstein Achsen GmbH (WAG) die Ankündigung der Muttergesellschaft BPW in Wiehl an, die WAG zum 31. Dezember 2010 zu schließen. Von der geplanten Werksschließung wären 120 Mitarbeiter betroffen (das WV berichtete).
Etwa 80 WAG-Mitarbeiter mit dem Betriebsrat an der Spitze und Vertreter der IG Metall trafen sich am Freitagabend im Bürener Gasthof Wickel, um über den bisherigen Sachstand zu diskutieren. Sozialplan und Interessenausgleich für die Belegschaft gibt es noch nicht. Wie Timo Gerland, Gewerkschaftssekretär der IG Metall NRW, am Wochenende in einem Gespräch mit dem WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT erklärte, sollen in Kürze zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat Sondierungsgespräche stattfinden.
Der Betriebsrat erwarte dazu, dass die Geschäftsleitung der WAG-Muttergesellschaft, die BPW Bergische Achsen KG in Wiehl/Oberbergischer Kreis, vorab Unterlagen zur Verfügung stelle. Gerland sagte, der Betriebsrat wolle Einblick nehmen können in Papiere, aus denen beispielsweise hervorgehe, wie es tatsächlich um Auftragsstruktur, Wirtschaftlichkeit und Produktivität in der Warstein Achsen GmbH bestellt sei. IG Metall-Sprecher Gerland: »Wir kennen die WAG seit Jahren und wissen, dass das Unternehmen bislang sehr gut aufgestellt war. Bis 2008 ist dort kontinuierlich investiert worden«.
Die Zahlen seien zuletzt zwar – wie in der gesamten Nutzfahrzeug-Branche – auch in Büren rückläufig gewesen; dennoch habe man den Eindruck, dass die Muttergesellschaft darauf »regelrecht panisch reagiert« habe und die Ankündigung, das Werk im Heidfeld in Büren schließen zu wollen »sehr kurzfristig im Schnellschuss« getroffen worden sei. Der Betriebsrat habe noch keinerlei Informationen über den strukturellen Ablauf der geplanten Schließung vor Ort.
Darüber und über die beabsichtigte Werksschließung generell machten sich am Freitagabend viele WAG-Mitarbeiter Luft. Timo Gerland: »Die Mitarbeiter haben verständlicherweise Angst – aber auch Wut schwang in manchem Wortbeitrag der Kollegen mit«.
Die Muttergesellschaft BPW hatte im Januar bekanntgegeben, ihre vier europäischen Produktionsbetriebe an zwei Standorten zusammenführen zu wollen. Die bei WAG in Büren gefertigten Produkte wie Sonderachsen für Nutzfahrzeuge sowie spezielle Achskomponenten möchte die BPW zum Firmenstammsitz nach Wiehl und zur ungarischen Tochtergesellschaft BPW-Hungária verlegen. Die BPW möchte damit nach eigenen Angaben »die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Wachstum auch gegen den Markttrend schaffen«. IG Metall-Sprecher Gerland und die betroffenen WAG-Mitarbeiter sprachen die Hoffnung aus, dass bei der BPW hinsichtlich der Werksschließung in Büren noch nicht das allerletzte Wort gesprochen sei. Sollte die Auftragslage wieder merklich anziehen, könnten sich eventuell neue Perspektiven öffnen.
Sollte es so kommen, schöpft Gerland Zuversicht aus der Tatsache, dass die WAG-Belegschaft in Büren (durchschnittliche Betriebszugehörigkeit: 16,5 Jahre) neben hoher Motivation ihre »enorme Erfahrung in den sehr speziellen Produktionsverfahren« in die Waagschale werfen könne.
Die BPW Bergische Achsen KG ist Europas führender Hersteller von intelligenten Fahrwerksystemen für Anhänger und Auflieger. Als Systemanbieter bietet BPW von der Achse und der Lagertechnik über die Federung und die Bremse bis hin zum elektronischen Bremssystem das komplette Trailerfahrwerk aus einer Hand.
Artikel vom 08.03.2010