»Mit den Streicheleinheiten ist es jetzt vorbei«, schickte Gutachter Dr. Christian Kuhn voraus, bevor er am Donnerstagabend gemeinsam mit seinem Kollegen Helmut Schaefer die Mitglieder des Bürener Rates über die Bädersituation in der Stadt informierte. Als die Experten geendet hatten, herrschte zunächst betretenes Schweigen.
»Als außerordentlicher Bäderstandort ist Büren nicht gerade bekannt«, brachte Kuhn ein wenig süffisant ein Ergebnis der Recherche auf den Punkt, »Sie machen zurzeit ein Angebot für Vereine und Schulen, aber nicht für die Öffentlichkeit.« Die Politik müsse nun entscheiden, ob das so bleiben soll. Dann wäre nach Ansicht der Gutachter eine Sanierung des maroden Hallenbades am Schulzentrum das Mittel der Wahl. Im anderen Fall sollte Büren sich nach Einschätzung der Experten ein ganzjährig nutzbares Kombibad am Standort des jetzigen Freibades leisten. Egal wie die Entscheidung ausfällt: Teuer wird es auf jeden Fall.
»Die Zeit drängt, Sie müssen handeln«, schreibt Gutachter Schaefer den Ratsvertretern mit Blick auf das Hallenbad ins Stammbuch. Eine umfangreiche Sanierung sei erforderlich.
Außen müsse praktisch die gesamte Gebäudehülle erneuert werden. Und auch im Inneren des 1973 erbauten Bades gebe es starke Abnutzungserscheinungen. 80 Prozent der technischen Ausstattung müssten erneuert werden. Schaefer: »In Ordnung ist eigentlich nur die Heizung.«
Auf 2,6 Millionen Euro bezifferte er die Wiederherstellung des Bades. Etwa genauso teuer wäre ein Hallenbad-Neubau am jetzigen Standort. Mit 6,35 Millionen Euro erheblich teurer wäre der Neubau eines Kombi-Bades am Standort des Freibades. Schaefer schlug vor, dafür die von den Besuchern ohnehin kaum genutzte Gastronomie und die seiner Einschätzung nach überdimensionierten Umkleideräume abzureißen. Am Freibad selbst werde längerfristig ein Sanierungsbedarf von 2,4 Millionen anfallen.
Relativ gut in Schuss ist nach Einschätzung der Gutachter das Freibad Harth-Weiberg. Und zwar vor allem deshalb, weil es der ehrenamtliche Trägerverein »liebevoll und mit viel Herzblut« unterhalte. Dennoch würden auch hier kurz- und mittelfristig Investitionen von 575 000 Euro nötig. Kuhns Rat: »Behalten Sie dieses Bad auf jeden Fall bei, solange es geht.«
Die Gutachter der Firma Dr. Krieger Architekten und Ingenieure aus Velbert, die auch neue Bäder baut, sprachen sich klar für die Option Neubau eines KombiBades am Freibad aus. Kuhn: »Es ist sinnvoll, alles an einem Standort zu bündeln, das senkt auch die Betriebskosten.« Der Standort in der Innenstadt sei am besten erreichbar.
Egal welche Option schließlich gewählt wird: Ein Zuschussgeschäft wird der Bäderbereich für die Stadt in jedem Fall bleiben. Überrascht zeigte sich Kuhn allerdings davon, wie relativ gering der Minus-Betrag aktuell ausfällt: »Nur« 386 000 Euro muss die Stadt zurzeit jährlich für alle drei Bäder zuschießen. Für Kuhn liegen die Gründe auf der Hand: Die Stadt habe bisher wenig investiert und auch die Personalkosten seien im Vergleich sehr gering.
Eine Entscheidung, wie es weitergehen soll, hat der Rat gestern nicht getroffen. Die Ratsmitglieder wollen die ernsten Fakten nun erst einmal »sacken lassen«, bevor sie in die weitere Diskussion einsteigen.
Artikel vom 20.03.2010