Arne Hoffmann muss nicht lange überlegen, als Irmgard Atorf ihm den Stift und die Liste entgegenhält. »Klar unterschreibe ich«, sagt der 39-Jährige. 2500 Bürener tragen sich während des Stadtfestes in lange Unterschriftenlisten ein. Sie alle kämpfen um den Erhalt des St.-Nikolaus-Hospitals.
Irmgard Atorf arbeitet als Sekretärin im Krankenhaus. Als sie vergangenen Donnerstagmorgen zur Arbeit kam, hatte sie noch kein Radio gehört. »Ich wusste nichts von einer Insolvenz«, berichtet sie. Ihre Kollegin Rita Kalks hatte die Nachricht von der drohenden Schließung bereits beim Frühstück gehört. »Ich bin aus allen Wolken gefallen«. Beide hätten sich gewünscht, dass sie ihr Arbeitgeber, die Marseille-Kliniken AG, vorab informiert hätte. »Für eine Stadt wie Büren ist das Krankenhaus wichtig«, sagt Stadtfestbesucher Arne Hoffmann. Es sei gut zu wissen, dass im Notfall jemand am Ort sei, der helfen könne.
Genauso sieht es Bürgermeister Burkhard Schwuchow. Er wendet sich bei der Eröffnung des Stadtfestes in einer Brandrede an die Bürener. »Zeigen Sie Flagge, unterstützen Sie unser Krankenhaus«, ruft er den Menschen auf dem Marktplatz zu. »Es kann nicht sein, dass unser Krankenhaus schließt, es keinen ärztlichen Notdienst mehr vor Ort gibt und uns vielleicht der Rettungswagen auch noch genommen wird«, sagt der Bürgermeister. Das sei der Anfang vom Ende einer funktionierenden Stadt. Darum müsse eine mögliche Krankenhausschließung auch zentrales Thema eines Stadtfestes sein.
Schwuchow spricht den Mitarbeitern des Hospitals aus dem Herzen. Unter dem Motto »Wir machen weiter«, suchen sie den Rückhalt der Bevölkerung. »Der Zuspruch ist groß«, sagt Krankenschwester Ingrid Stember. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Jessica Roberts verteilt sie Handzettel an die Besucher, die darüber informieren, dass das Krankenhaus trotz des Insolvenzantrags weiter arbeitet. »Die Patienten dürfen jetzt nicht wegbleiben«, sagt Roberts. Bisher hat sie sich noch nicht nach einem neuen Job umgesehen. »Wir Mitarbeiter können doch nicht einfach weglaufen«, sagt sie. Im Gegenteil: »Wir müssen zeigen, dass wir noch da sind«. Dafür sei das Stadtfest eine gute Gelegenheit.
Roberts befürchtet, dass sich Bürener Patienten in weiter entfernten Krankenhäusern einsam fühlen könnten, weil weniger Besuch kommt. »Vor allem ältere Besucher sind kaum mobil«, sagt sie. Dabei fördere Unterhaltung und Abwechslung durch Besucher den Heilungsprozess bei Kranken.
Artikel vom 26.04.2010