Häftlinge sind künftig besser versorgt

Eine verbesserte medizinische Versorgung kann die Justizvollzugsanstalt Stöckerbusch bei Büren künftig ihren maximal 535 Häftlingen bieten. Gestern haben Anstaltsleitung und viele Gäste den Neubau des Sanitätsgebäudes eingeweiht.

Dessen Vorgänger war schon lange zu eng geworden und darum im Februar 2009 abgerissen worden, um dem Neubau Platz zu machen, wie JVA-Leiter Volker Strohmeyer erläuterte. Die Röntgengeräte waren bisher in einem Nebengebäude im Keller untergebracht. Nun haben der fest angestellte Anstaltsarzt Josef Wächter und sein Team alles, was sie für die gesundheitliche Versorgung der Gefangenen brauchen, unter einem Dach. Im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes befinden sich die Röntgenabteilung, ein zahnärztlicher Behandlungsraum, ein Bereich zur Desinfektion der Instrumente sowie drei Krankenzimmer, in denen maximal sechs Häftlinge liegen können. Im oberen Geschoss des Neubaus sind 19 zusätzliche Einzelhaftplätze sowie ein Haftraum mit Kameraüberwachung entstanden.

Röntgenuntersuchungen fallen in der JVA Stöckerbusch häufig an, wie stellvertretender Leiter Karlheinz Wogesin erläutert. Alle neu aufgenommenen Häftlinge würden routinemäßig geröntgt, um Infektionen, vor allem Tuberkulose, feststellen und behandeln zu können. Auch die routinemäßigen Zu- und Abgangsuntersuchungen sind nun für die Gefangenen und das medizinische Team komfortabler.

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW hat als Bauherr 3,1 Millionen Euro in das Gebäude mit einer Grundrissfläche von 1160 Quadratmetern investiert.

»Wir sind sehr froh über die moderne Ausstattung des Sanitätsbereichs und über die zusätzlichen Haftplätze«, sagte Volker Strohmeyer. »Die Gefangenen können dadurch besser behandelt und besser untergebracht werden, sodass Mehrfachbelegungen reduziert werden.« Einen Wunsch allerdings schickte der JVA-Leiter auch noch nach Düsseldorf. Er erinnerte an den Antrag, ein Sport- und Freizeitgebäude zu errichten.

Das könne den Häftlingen gerade auch im Winter, wenn kein Außensport möglich ist, eine sinnvolle Freizeitgestaltung ermöglichen. »Selbstverständlich sitzen hier nicht nur Unschuldslämmer ein und die Haft ist auch kein Wellness-Aufenthalt«, sagte Werner Paaßen, Vorsitzender des JVA-Beirats. »Hier wird jedoch alles unternommen, um die Haftbedingungen so menschlich und kooperativ wie möglich zu gestalten.«


JVA Stöckerbusch: Zahlen und Fakten

Die Justizvollzugsanstalt Büren wurde 1994 nach Umwidmung einer Nato-Kaserne in Betrieb gekommen. Bis 2007 wurden dort ausschließlich Abschiebehäftlinge untergebracht. Mitte der 90er Jahre fanden teils mit Krawallen begleitete Demonstrationen gegen die Abschiebepraxis statt.

Auch als Konsequenz aus dem Foltermord in der JVA Siegburg im November 2006 wurde die Haftanstalt ab Juni 2007 auch für Strafgefangene geöffnet. Untergebracht sind in Büren Männer, die zu Freiheitsstrafen unter drei Monaten oder zu Ersatzfreiheitsstrafen verurteilt worden sind. Viele der Gefangenen sind drogen- oder alkoholabhängig.

Zuzeit leben in der JVA Stöckerbusch 160 Abschiebe- und 150 Strafgefangene. Platz bietet die Anstalt für maximal 535 Insassen.

Artikel vom 27.04.2010