Nadelöhr Bahnhofstraße

Kämpfen für mehr Sicherheit an der Bahnhofstraße (von links): Franz Feyerabend, Dieter Vahle, Dr. Alfred Fiedler, Friedhelm Henke, Ute Fischer, Regina Franz und Stefan Schillig. Fotos: Marius Thöne
Kämpfen für mehr Sicherheit an der Bahnhofstraße (von links): Franz Feyerabend, Dieter Vahle, Dr. Alfred Fiedler, Friedhelm Henke, Ute Fischer, Regina Franz und Stefan Schillig.

Zwei Schülerinnen sind gestern Mittag merklich ungeduldig. Ihr Bus fährt in einer Minute ab und die Fußgängerampel an der Bahnhofstraße zeigt noch Rot. Als sie endlich umspringt, rennen die Mädchen über die Straße. Ein Auto ist gerade so vorbeigehuscht. Der Fahrer hat offenbar die Gelbphase genutzt. Außer Atem erreichen die Schülerinnen an der alten Post die Linie 415 Richtung Fürstenberg.

Bei Szenen wie dieser sind Unfälle programmiert. Der 11-jährige Sohn von Regina Franz ist vor vier Wochen an der gleichen Stelle bei einer ähnlichen Situation mit einem Radfahrer zusammengestoßen. »Nach allem, was wir wissen, hatten die Fußgänger Grün«, sagt die Fürstenbergerin. Sie fordert jetzt mit anderen Eltern sicherere Wege für Schüler zum Bus. Sie hat alle zusammengetrommelt: Ute Fischer (Schulpflegschaftsvorsitzende der Moritz-von-Büren-Schule), Franz Feyerabend (Schulpflegschaftsvorsitzender des Liebfrauengymnasiums), Friedhelm Henke (Schulleiter des Mauritiusgymnasiums), Stefan Schillig (Lehrer des Liebfrauengymnasiums), Dr. Alfred Fiedler (Schulpflegschaftsvorsitzender des Mauritiusgymnasiums) und Dieter Vahle (Schulpflegschaftsvorsitzender der Grundschule Lindenhof) nehmen die Situation genauer unter die Lupe.

Jeden Tag kämen etwa 2500 Schüler aus den umliegenden Städten und Dörfern zu den Schulen nach Büren, rechnet Mauri-Chef Friedhelm Henke vor. Morgens um acht Uhr kommen fast alle Schüler gleichzeitig mit Bussen an der alten Post oder an der Lindenstraße an. Dann beginnt das große Rennen. Schüler, die von der Post zum Liebfrauengymnasium oder zur Lindenhof-Grundschule wollen, müssen die Bahnhofstraße überqueren. Solche, die das Mauritiusgymnasium besuchen und an der Lindenstraße aussteigen, gehen in die umgekehrte Richtung. Mittags um kurz nach eins bewegt sich der Schülertross zurück zu den Bushaltestellen.

»Besonders in diesen Stoßzeiten kann es gefährlich werden«, hat Regina Franz erfahren. Der Unterricht am Liebfrauengymnasium ende um 13 Uhr, sieben Minuten später fahre der Bus in Richtung Fürstenberg. Viel Zeit bleibe da nicht. Die Grünphasen an der Ampel seien oft besonders kurz. »Jüngere Kinder haben Angst, den Bus nicht mehr zu bekommen, wenn sie länger warten müssen«, sagt Regina Franz. »Kleinere Unfälle gibt es hier immer mal wieder«, berichtet Friedhelm Henke. Es sei ein Wunder, dass noch nichts Schlimmeres passiert sei, zumal auch zwischen einzelnen Unterrichtsstunden viele Schüler über die Straße müssten.

Die Sporthalle des Mauritiusgymnasiums liegt neben der Gehörlosenschule. Deren Schüler wiederum bekommen ihre Sportstunden in einer kleinen Halle in der Nähe des Gymnasiums. Henke kann sich vorstellen, dass eine Über- oder Unterführung der Bahnhofstraße die Situation verbessert. »Wir sind bereits mit der Stadt im Gespräch, natürlich ist das eine sehr teure Lösung«, betont er.

Auch Bürgermeister Burkhard Schwuchow habe sich bereits ein Bild von der Situation gemacht. Um Geld zu sparen, wären die Eltern zunächst damit zufrieden, etwa ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern einzurichten. Eine weitere Möglichkeit sei, die Ampel etwas weiter Richtung Königstraße zu versetzen. Spezielle Gitter wie am Schulzentrum in Fürstenberg könnten Drängeleien an den Bushaltestellen verhindern.

Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, sammeln die Eltern gerade Unterschriften. Das Thema soll außerdem auf die Tagesordnung des Stadtrates. »Wir sind bereit, an einer Lösung mitzuarbeiten«, sagt Franz Feyerabend. So soll es an allen Innenstadtschulen Projektwochen geben. »Damit die Kinder lernen, wie man sich im Straßenverkehr verhält«, sagt Regina Franz. Ihrem Sohn geht es mittlerweile wieder besser. Drei Tage lag der Fünftklässler mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus.

Artikel vom 29.04.2010