Aus für das Krankenhaus

Das Bürener Krankenhaus schließt. Von kommenden Freitag an werden nach Angaben von Insolvenzverwalter Dr. Norbert Westhoff keine neuen Patienten mehr aufgenommen. Der Stadtrat verweigerte in nicht-öffentlicher Sitzung am Donnerstagabend eine weitere Finanzspritze.

Mit dem Aus für das Krankenhaus wird auch der Notarzt, der bislang in der Rettungswache stationiert war, Büren verlassen. »Er wird künftig von Bad Wünnenberg aus eingesetzt«, erläutert Chefarzt Dr. Ingo Klemens. Auch einen ärztlichen Notdienst am Wochenende wird es in Büren nicht mehr geben. »Die niedergelassenen Ärzte hatten gerade bei der Kassenärztlichen Vereinigung erreicht, dass auch in Büren eine Notfallpraxis eingerichtet wird – und zwar im Krankenhaus«, berichtete Klemens gestern gegenüber dem WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT. Nun müssten kranke Bürener am Wochenende zum Notdienst bis nach Paderborn fahren.

Die Stimmung unter den verbliebenen 60 Mitarbeitern des Krankenhauses ist schlecht. »Ich könnte in Tränen ausbrechen«, sagt Jessica Roberts, Krankenschwester auf der Intensivstation. Sie und ihre Kolleginnen haben sich eine Liste mit den Namen aller Bürener Ratsmitglieder aus dem Internet heruntergeladen. »Ich will wissen, wer uns das eingebrockt hat«, meint eine Schwester.

Chefarzt Dr. Ingo Klemens lobt den Zusammenhalt in seiner Mannschaft. »Die meisten sind geblieben, obwohl die Zukunft seit Monaten mehr als ungewiss war«, sagt er. 72 Beschäftigte hatte das Hospital im April noch. Jetzt sind es etwa 60. Vor allem Ärzte haben das Haus verlassen. Sie werden zurzeit durch so genannte Leihärzte, die auf Honorarbasis arbeiten, ersetzt.

Wer noch da ist, wird weitermachen. »Alle Patienten, die bis zum 30. September zu uns kommen, werden in Büren zu Ende therapiert«, verspricht der Chefarzt. Dann laufe der Betrieb aus, spätestens Ende Oktober gingen die Lichter dann endgültig aus.

Das Bürener Krankenhaus hängt seit Monaten am Tropf der Stadt. Die Marseille Kliniken AG hatte Ende April Insolvenz für ihr Bürener Hospital angemeldet. Der Stadtrat beschloss im Juni, dem Krankenhaus bis Ende September 300 000 Euro zur Verfügung zu stellen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Während dieser Zeit sollte Bürgermeister Burkhard Schwuchow ein neues, tragfähiges Betriebskonzept für das Hospital erarbeiten. Das stellte der Bürgermeister wenige Wochen später vor. Er wollte in Büren ein so genanntes Gesundheitshaus schaffen, in dem sich Ärzte niederlassen und es auch eine krankenhausähnliche Station mit 40 Betten gibt. Es habe »zielführende Gespräche« mit Krankenkassen, Kirchen, Ärzten, Kreis und Land gegeben, ließ Schwuchow gestern schriftlich verlauten. »Konkrete Ansätze einer Partnerschaft zwischen dem St.-Nikolaus-Hospital und einem ernsthaften Interessenten hätten sich in den vergangenen drei Wochen aufgetan«, schreibt der Bürgermeister. Nach Informationen des WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATTES hätten sowohl das Paderborner Brüderkrankenhaus als auch ein Ärztenetzwerk Interesse an den 40 Betten. Zu einer Vertragsunterzeichnung kam es bislang aber nicht, weil beide potenziellen Partner noch etwa acht Wochen Zeit für interne Abstimmungsprozesse in ihren Häusern gebraucht hätten. Allerdings seien auch die 300 000 Euro der Stadt noch nicht verbraucht.

Trotzdem war der Rat nicht bereit, das Krankenhaus länger zu finanzieren. Darüber zeigte sich Schwuchow sehr enttäuscht. Die Mitarbeiter des Krankenhauses sind dem Bürgermeister für seinen Einsatz dankbar. Mehr als 100 Termine hat er in den vergangenen Monaten in Sachen Krankenhaus wahrgenommen. »Ich konnte mir bislang nicht vorstellen, dass die CDU-Fraktion ihren eigenen Bürgermeister so vor die Wand laufen lässt«, sagt Chefarzt Dr. Ingo Klemens. Schwuchow selbst will die Hoffnung noch nicht aufgeben und bis Ende des Monats weiter mit Investoren sprechen.

Kommentar
Marius Thöne

Das wird es wohl gewesen sein. Wenn nicht bis Freitag ein Wunder geschieht und ein Investor gefunden wird, schließt das Krankenhaus Büren für immer seine Pforten.

Bürgermeister Burkhard Schwuchow ist es trotz aller Bemühungen nicht gelungen, pünktlich einen starken Partner zu präsentieren. Nur acht Wochen mehr Zeit hätten vielleicht gereicht. Dass der Stadtrat dem Bürgermeister diese Zeit nicht gegeben hat, ist nur schwer nachvollziehbar, zumal die 300 000 Euro Finanzspritze der Stadt noch nicht mal aufgebraucht sind.

Die Entscheidung zum Krankenhaus wirft aber auch eine ganz andere Frage auf. Welchen Rückhalt hat der CDU-Bürgermeister eigentlich in seiner eigenen Fraktion? Offenbar gelang es Schwuchow nicht, die christdemokratische Mehrheit im Parlament auf seine Seite zu ziehen. Politisch dürfte ihm das erheblichen Schaden zugefügt haben. Die Leidtragenden dieses Beschlusses sind aber die Bürener selbst. Für sie bricht ein Großteil der medizinischen Versorgung weg.

Artikel vom 25.09.2010