»Kik tut Zentrum nicht weh«

Der Bürener Stadtrat ist einem empfehlenden Beschluss des Bauausschusses gefolgt. Künftig wird im Gewerbegebiet an der Fürstenberger Straße so gut wie kein weiterer zentrenrelevanter Einzelhandel mehr zugelassen. Während die Innenstadtkaufleute jubeln, kommt von Händlern an der Fürstenberger Straße Kritik.

Ursprünglich war vorgesehen, an der Fürstenberger Straße ein etwa 3000 Quadratmeter großes Sondergebiet rund um den Marktkauf auszuweisen, wo sich noch Geschäfte mit zentrenrelevanten Produkten wie Lebensmitteln, Kleidung und Schuhen, hätten niederlassen können. »Das wäre eine gute Lösung gewesen«, sagt der Inhaber des Marktkaufs, Werner Hesse. Möglicherweise hätten sich noch mehrere kleine Geschäfte angesiedelt, von denen auch die Kaufleute der Innenstadt profitiert hätten.

Genauso sieht es es auch Heinz-Josef Becker. Der selbstständige Heizungsbaumeister besitzt am Marktkaufparkplatz zwei Ladenlokale. Eines ist an den Textildiscounter »Kik« vermietet. Dieser ist bis 1. September 2012 genehmigt. Nach dem Ratsvotum müsste der Laden an dieser Stelle danach geschlossen werden. »Was zählt eigentlich noch ein Ratsbeschluss«, fragt Becker. 2007 habe der Stadtrat mit nur einer Gegenstimme beschlossen, dem »Kik« eine Ausnahmegenehmigung für die Fürstenberger Straße zu erteilen. Denn schon vor dem Einzelhandelsgutachten des Büros Junker und Kruse gab es im Gewerbegebiet eine Handelssperre für bestimmte Produkte. Dazu zählte auch Kleidung. »Die Sperre wurde mit den Jahren aber mehr und mehr aufgeweicht«, erläutert Becker. Der Stadtrat habe die Genehmigung für den Textildiscounter damals ohne eine Frist geschlossen. »Die hat der Kreis Paderborn gesetzt, damit die Stadt bis 2012 Zeit hat, ein Einzelhandelskonzept zu erstellen«, erläutert Becker. »Ich habe nie damit gerechnet, dass diese Frist für uns jetzt zu einem Problem wird«, will der Vermieter in dieser Woche noch das Gespräch mit Bürgermeister Burkhard Schwuchow suchen. Becker geht davon aus, dass der Textildiscounter den Bekleidungsgeschäften in der Innenstadt nicht schade. Dort ist bereits die Billig-Modekette »Takko« ansässig. »Beide Läden würden sich in der Burgstraße wohl kaum halten«, ist sich Becker sicher, dass die Firma »Kik« Büren verlässt, wenn sie nicht an der Fürstenberger Straße bleiben kann.

Die Vorsitzende des Bürener Verkehrsvereins, Conny Kriener, lobte den Beschluss des Rates. »Das löst bei den Innenstadtkaufleuten sicherlich große Freude aus«, sagt die Fotografenmeisterin, die selbst ein Geschäft in der Burgstraße betreibt. Aus ihrer Sicht ist jetzt die Stadt Büren am Zug. »Wir brauchen endlich einen Wirtschaftsförderer, der sich darum kümmert, dass mögliche Interessenten auch große Verkaufsflächen in der Innenstadt bekommen«, sagt Kriener. Die Verkehrsvereinschefin kann sich auch vorstellen, dass Ladenlokale, die nebeneinander liegen zu einem zusammengefasst werden.

Kommentar
Hanne Reimer

Eine lupenreine Kehrtwende macht der Rat mit seiner Entscheidung, neuen zentrenrelevanten Handel an der Fürstenberger Straße zu verbieten. Exakt das Gegenteil, nämlich ein relativ großzügiges zusätzliches Ansiedlungsgebiet für diese Sortimente, hatte das Stadtparlament noch kurz vor der Kommunalwahl beschlossen und dafür wütende Kritik einstecken müssen.

Mit dem Wahlversprechen, sich für die Stärkung der Innenstadt einzusetzen, war der neue Bürgermeister Burkhard Schwuchow angetreten. Er wird die jetzige Ratsentscheidung also als Erfolg verbuchen.

Ob sie allerdings tatsächlich dazu wird, muss sich erst noch zeigen. Handel am Stadtrand zu reglementieren, mag dazu beitragen, Innenstädte lebendig zu halten (oder zu machen). Doch automatisch wird dieser Prozess nicht funktionieren.

Gefragt sind jetzt die Geschäftsleute im Zentrum, die an einem Strang ziehen und den Kunden mit Mut, Begeisterung und frischen Ideen klar machen müssen, warum es Spaß macht, im Bürener Fachhandel einzukaufen. Gefragt ist die Stadt. Sie muss vermitteln und Investoren, die nun in der Fürstenberger Straße nicht mehr zum Zuge kommen, dabei helfen, Alternativen in der Innenstadt zu finden. Und gefragt sind auch die Bürger. Wenn sie sich ein lebendiges Zentrum wünschen, dann müssen sie auch selbst dazu beitragen – indem sie hingehen.

Artikel vom 27.09.2010