Jugendstil bleibt standhaft

Wird für Tagespflege und Bürgersaal umgebaut und erweitert: Das ehemalige Haus Küting

Der spätere Anbau ist gerade abgerissen worden. Alle Außenwände, die jetzt noch in der Burgstraße 17 stehen, stammen aus dem Jahre 1907. Denkmalgeschützt ist am früheren Haus Küting – hier später unter anderem die Discothek Old Germany und die Musikkneipe Charly C – die Außenfassade und Dachkonstruktion aus der Jugenstilzeit. Für gut 2 Millionen Euro wird das Gebäude in den nächsten Monaten saniert und erweitert.

Nachdem der Bauantrag von einem Architektur-Büro erstellt worden war, mögliche Interessenten konnten das Projekt finanziell aber nicht stemmen, hat die Stadtverwaltung die Regie mittlerweile übernommen (die NW berichtete). Das Haus kommt in städtischen Besitz und wird neben einem Bürgersaal (ehemaliger Tanzraum) als Mieter den Caritas-Verband aufnehmen.

Im Erdgeschoss soll eine Tagespflege-Einrichtung (gilt nicht als Gewerbe) mit 18 Plätzen entstehen. „Wir haben 700 Patienten“, sagt Pflegedienst-Leiter Christoph Wagner, „und die Nachfrage nach der Tagespflege steigt.“ In einem großen Gruppenraum, einem weiteren für Therapien, will die Caritas Senioren in den alltäglichen Strukturen aktiv halten, wenn das für Angehörige nicht möglich ist. Vier bis fünf Vollzeitstellen werden damit neu geschaffen.

Das Gebäude bekommt dafür seitlich einen neuerlichen, eingeschossigen Anbau. Der zentrale Eingang wird dort entstehen, wo früher das Billard-Café betreten wurde – am Fuß der wuchtigen Treppe zum Kirchplatz. Die frühere Discotheken-Tür bleibt erhalten, erhält aber lediglich den Status eines Notausgangs.

Vom Eingang her erschließt ein Aufzug alle Etagen. „Für uns war es wichtig, einen Behinderten gerechten Konferenzsaal zu bekommen“, sagt Bürgermeister Burkhard Schwuchow. Im zukünftigen Bürgersaal (circa 50 Plätze) können auch Sitzungen des Stadtrates stattfinden, wenn Themen entsprechende Resonanz in der Öffentlichkeit erwarten lassen. Der Saal biete sich für die Caritas auch als Konferenzraum an, ergänzt Peter Pollmann, Fachbereichsleiter Immobilien im Rathaus. Er sagt auch, was hier nicht passieren darf: „Es wird keine Konkurrenz zu unseren Mühlen, kein Kulturzentrum.“ Genutzt werden darf der Saal allerdings für die Städtepartnerschaften. Während der Bürgersaal wohl erst 2012 fertig wird, will die Stadt die übrigen Räume bereits am 1. September 2011 übergeben: der Caritas und einem Allgemein-Mediziner, der im ersten Obergeschoss seine Praxis bezieht. Im Dachgeschoss könnte noch für eine kleine Senioren-Wohnung Platz bleiben. Für Bürgermeister Schwuchow ist der Landeszuschuss in Höhe von einer Million Euro mehr als ein Weihnachtsgeschenk: „Dass dieses Gebäude jetzt nicht abgerissen wird, ist auch ein Symbol für die Standhaftigkeit der Stadt.“

Goldene Zeiten

Als Gaststätte Küting wurde das Gebäude in den Gründerjahren des 20. Jahrhunderts errichtet. Im großen Saal fanden Gemeinschaftsveranstaltungen auch von Vereinen statt. Eine weitere Hochzeit erlebte das Haus in den 70er Jahren als Discothek Old Germany. Spätere Restaurants waren hier nur von kurzen Dauer. Noch einige goldene Jahre bescherte Anfang der 90er Jahre im Untergeschoss die Musikkneipe Charly C, mit deren Namen das Gebäude im Gedächtnis der meisten Bürger geblieben ist.

© 2010 Neue Westfälische
Paderborner Kreiszeitung, Freitag 17. Dezember 2010