Aus einem Schandfleck der Bürener Innenstadt soll bis zum Herbst kommenden Jahres ein Schmuckstück werden. Das seit etwa zehn Jahren leer stehende Haus Küting in der unteren Burgstraße wird umgebaut und renoviert.
Aus dem denkmalgeschützten Gebäude, das viele Bürener als ehemaliges Lokal »Charly C« kennen und das die Stadt übernommen hat, soll ein »Haus der Begegnung« werden. Im ersten Abschnitt (dem Gebäudeteil von der Burgstraße aus gesehen links, hinzu kommt ein Anbau) wird im Erdgeschoss eine Tagespflege eingerichtet. Bis zu 18 alte Menschen können hier, betreut von Mitarbeitern der Caritas, ihre Zeit verbringen, gemeinsam spielen, reden, sich ausruhen oder auch Therapieangebote nutzen.
Christoph Wagner vom Caritasverband im Dekanat Büren rechnet damit, dass vier bis fünf Vollzeitstellen neu entstehen. »So ein Angebot hat bisher gefehlt«, sieht er in der Tagespflege eine gute Ergänzung zu Diensten wie der ambulanten Betreuung Pflegebedürftiger zu Hause oder dem »Essen auf Rädern«.
Über der Tagespflege im ersten Stock wird ein Allgemeinmediziner eine Arztpraxis eröffnen. Die Etage darüber, unter dem Dach, könnte als kleine Wohnung genutzt werden, perfekt geeignet für einen Senioren.
»Mit diesem ersten Bauteil wollen wir bis September 2011 fertig sein«, sagt Fachbereichsleiter Peter Pollmann. Feste Vereinbarungen mit der Caritas und dem Mediziner, die ihre jeweiligen Räume von der Stadt mieten werden, machten das notwendig. Nicht ganz so eilig ist der zweite Teil des Umbaus.Im (von der Burgstraße aus gesehen) rechten Gebäudeteil soll ein Bürgersaal entstehen, der für Vorträge, Tagungen, Weiterbildungen und ähnliche Veranstaltungen sowie als repräsentativer Raum für die Stadt genutzt werden kann. Nicht gedacht ist er für Feiern oder Konzerte.
»Wir wollen keine Konkurrenz zum Kulturzentrum Niedermühle aufbauen«, stellt Bürgermeister Burkhard Schwuchow dar. Wie der Saal genau ausgestattet werden soll, steht noch nicht fest. Zurzeit beschäftigen sich Peter Pollmann und sein Team mit der Haustechnik, darunter fallen unter anderem Heizung und Entlüftung.
Begonnen haben die Arbeiten bereits mit Sicherungsmaßnahmen am Gebäude, das unter dem jahrelangen Leerstand gelitten hat, und mit dem Abriss des nicht unter Denkmalschutz stehenden Anbaus an der linken Seite. Im Januar sollen dann fünf Stahlträger dauerhaft eingezogen werden, um das ebenfalls sanierungsbedürftige Dach zu sichern. So soll es möglich werden, auch in der kalten Jahreszeit weiter zu arbeiten.
Seit 1987 steht das im Jahr 1907 erbaute und 1966 und 1990 renovierte Haus Küting unter Denkmalschutz. Charakteristisch sind die plastische Ziergliederung in verschiedenen Backstein-Techniken, der Giebel in verspielt wirkendem Schmuckfachwerk und die verzierte Haupteingangstür. Insgesamt kosten Umbau, Sanierung und Anbau 2,16 Millionen Euro. Fördermittel fließen in Höhe von 1,08 Millionen Euro.
»Wer als Bürener so um die 50 Jahre alt ist, hat hier manche Nacht durchgemacht«, weiß Peter Pollmann aus eigener Erfahrung über das Haus Küting, das schon eine Reihe von Restaurants, Kneipen, Discos und auch ein Billard-Café beherbergt hat. »Charly C« hieß es schon ebenso wie »Le Garde« oder »Old Germany«. Zuletzt befand sich ein China-Imbiss darin.
»Wir freuen uns sehr, dass es nun gelungen ist, das Haus zu erhalten«, sagt Bürgermeister Burkhard Schwuchow. Er sieht darin auch ein »Symbol für die Standhaftigkeit Bürens« und ein gutes Signal in einer in mancher Hinsicht nicht einfachen Situation für die Stadt.
Artikel vom 17.12.2010