Bürger wollen Innenstadt mitgestalten
190 Bürener fordern Alternative zu großflächigem Einkaufszentrum / Bürgermeister prüft Wege
VON KARL FINKE
Büren. Eine Bürgerinitiative zum neu geplanten „Quartier im Kern“ fordert einen so genannten Ratsbürgerentscheid. Dadurch sollen die Bürener mitbestimmen dürfen, welche Planungen zwischen Burgstraße und Königstraße zum Tragen kommen. Abgelehnt wird ein großflächiges Einkaufszentrum.
Der Bürener Stadtrat stimmte kurz vor Weihnachten mit 18:17 für ein Konzept der Schoofs-Gruppe aus Kevelaer, mit dem allein Einkaufs- und Parkflächen entstehen sollen. Im ersten Wahlgang hatte das konkurrierende Konzept um die heimischen Investoren Richard Hesse (Marktkauf) und Bernhard Büngeler (Fliesen) keine Mehrheit (17:17 bei einer Enthaltung) gefunden. Die Büren-Gruppe würde das alte Kreishaus erhalten und dort hochwertige Wohnungen einbauen, an der Bertholdstraße ein neues Geschäfts- und Wohnhaus errichten. Hesse hatte vor Jahresfrist die im Quartier im Kern liegenden Häuser Schlömer dem Konkurrenten vor der Nase weggekauft.
Bei zwei Versammlungen der Bürgergruppe stellten sich einmal 80 und einmal 120 Bürener hinter die „Ablehnung eines Einkaufcenters“, so gestern Bärbel Olfermann mit einer Kerngruppe. Die Initiative hat beim Bürgermeister einen Bürgerentscheid gefordert. Sie verwies auf eine Sättigung der Stadt Büren mit Einkaufsflächen. Die Bürger befürchten eine Umverteilung von Einzelhandelsangeboten und daraus resultierende neue Leerstände.
Die Gruppe verweist auf eine stagnierende oder sinkende Einwohnerzahl und die damit einhergehende zukünftige Kaufkraft in der Stadt. Ein „überdimensioniertes Einkaufszentrum“, so der Wortlaut, würde dem Stadtkern auch seine heutige fußläufige Durchlässigkeit nehmen. Zudem müsse ein Stadtkern verschiedene, auch soziale Funktionen aufgreifen – nicht nur eine „Konsumkiste“, wie es auf dem Internetseite heißt.
Mit Bürgermeister Burkhard Schwuchow traf sich die Gruppe bereits am Mittwochabend . „Es muss gelingen, die Bürgerschaft einzubinden“, so der Rathauschef danach auf Nachfrage der NW. Dazu müsste nach der Gemeindeordnung ein Ratsbürgerentscheid geprüft werden. Damit könnte der Stadtrat in seiner Sitzung am 29. Januar die Verwaltung entsprechend beauftragen. In der darauf folgenden Sitzung könnten die Stadtvertreter mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit die eigene Entscheidung für das Schoofs-Konzept vom Dezember zurückholen. Sie würden damit für einen Bürgerentscheid stimmen. Wie bei der Kommunalwahl würden die Bürener dann im weiteren Verlauf des Jahres zur Wahlurne gebeten, um mit Ja oder Nein eine Frage dieser Art zu beantworten: Soll von dem Konzept der Firma Schoofs Abstand genommen werden? Würden sich an dieser Abstimmung 20 Prozent der wahlberechtigten Bürener beteiligen, würde eine einfache Mehrheit das Konzept für ein Einkaufszentrum kippen.
Sollte der Stadtrat an seinem Weg für ein Einkaufszentrum festhalten, will die Bürgerinitiative wahrscheinlich ein Bürgerbegehren einleiten. Dieses kann mit 1.800 Unterschriften auf den Weg gebracht werden. Es bedarf dann noch einer Zulässigkeits-Zustimmung durch den Stadtrat. Die Kosten für das Verfahren müssen erst noch ermittelt werden.
„Wir möchten mehr Vielfalt in der Innenstadt“, so Bärbel Olfermann gestern, „und nicht von den schon vorhandenen Sortimenten noch mehr.“
© 2015 Neue Westfälische
15 – Paderborn (Kreis), Freitag 16. Januar 2015