Altersstruktur der Ärzte schockt
Kassenärztliche Vereinigung beschreibt Bürener Situation
VON KARL FINKe
Büren/Bad Wünnenberg. 14 Hausärztinnen und Hausärzte hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe in Büren und Bad Wünnenberg offiziell registriert. Doch nur 11 sind aktuell noch tätig – und 60 Prozent von ihnen älter als 60 Jahre. "Dagegen müssen wir angehen", sagte KV-Referent Marco Luzius am Mittwochabend im Bürener Stadtrat.
Die Bürener FDP hatte das Thema schon vor einiger Zeit auf die Tagesordnung bestellt. Luzius wiederum erläuterte den Stadtvertretern zunächst die Rahmenbedingungen der heraufziehenden ärztlichen Versorgungslücke auf dem Lande.
Die Kassenärztliche Vereinigung hat den Kreis Paderborn in drei Mittelbereiche eingeteilt: Paderborn, Delbrück und Büren/Bad Wünnenberg. In letzterem Bereich notiert die KV aktuell eine Versorgung mit Allgemeinmedizinern von 104,4 Prozent. "Über dem Optimum", folgerte der Referent aus den Zahlen, "aber noch nicht gesperrt." Eine solche Sperre für weitere Niederlassungen von Hausärzten bestehe dagegen in Paderborn. "Paderborn zieht auch diese Ärzte schon stark an sich heran", wusste Luzius zu berichten. In Delbrück liegt der Versorgungsgrad übrigens knapp unter 100 Prozent.
Bei den Allgemeinen Fachärzten steht Büren übrigens mit acht an der Zahl im Vergleich mit den anderen kreisangehörigen Kommunen relativ gut dar. In Salzkotten haben sich sogar zwölf dieser Mediziner niedergelassen. Diese Fachärzte "sind deutlich jünger", so der Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung.
Eine Studie des Hartmannbundes aus dem Jahre 2012 liefert Erklärungsversuche für den drohenden Ärzte-Notstand im ländlichen Bereich. Drei Viertel der jungen Mediziner möchten lieber angestellt in Kliniken oder Praxen arbeitet – wohl auch, um die Arbeitszeiten in Grenzen zu halten. Weil 70 Prozent der Medizinstudenten weiblich sind, spielen bei den beruflichen Entscheidungen heute die Arbeitsstelle des Partners und die Kinderbetreuung deutlich größere Rollen als das Geld – so Luzius.
Der Referent der KV deutete Lösungsmöglichkeiten auch für Büren an. Arbeiten auf dem Land und wohnen in der (Groß)Stadt könne für die Zukunft ein attraktiver Kompromiss sein. Wichtigster Ansatzpunkt aus seiner Sicht sind allerdings "kooperative Strukturen", die Zusammenarbeit von mehreren Ärzten unter einem Dach. Einzelne Kommunen wie die Nachbarstadt Verl würden dafür sogar die Infrastruktur in Eigenregie zur Verfügung stellen. "Die bleibt auch wenn Ärzte wegziehen", so Luzius zum Vorteil eine modernen Gesundheitscampus?.
Die KV verfügt seit einiger Zeit übrigens über einen eigenen Fonds, mit dem sie besondere Problem-Strukturen finanziell fördern kann.
© 2015 Neue Westfälische
15 – Paderborn (Kreis), Freitag 01. Mai 2015