Keine Reaktion auf Talfahrt der RWE Aktien

Kreis verliert 90.000 Euro pro Tag

Jürgen Wrona kritisiert „Blauäuigkeit“ im Umgang mit den RWE-Aktien

Kreis Paderborn. Der Kreis Paderborn ist im Eigentum von rund 1,3 Millionen Aktien der RWE AG. Der Aktienkurs des Atom- und Kohlekonzerns hat sich im vergangenen Jahr von rund 31 Euro auf Montag aktuell 13,55 Euro mehr als halbiert. Daraus resultiert für den Kreis Paderborn ein nominaler Vermögensverlust von rund 22 Millionen Euro.

Sämtliche Initiativen, die RWE-Aktien zu verkaufen, haben der Landrat und die Kreistagsmehrheit bislang abgeblockt, moniert Jürgen Wrona, sachkundiger Bürger im Ausschuss für Wirtschaft, Bau und Verkehr. „Die Verantwortlichen des Kreises Paderborn ignorieren beharrlich die desolate Geschäftsgrundlage des Konzerns, reden die Entwicklung und die Folgen für den Finanzhaushalt des Kreises Paderborn schön und ziehen es vor, weiter mit der RWE-Aktie zu zocken“, so Wrona.

Am 11. August habe Landrat Manfred Müller versucht, die vom RWE-Aufsichtsrat beschlossene Umstrukturierung des Konzerns in einem Schreiben an die Kreistagsfraktionen als Erfolgsmeldung zu verkaufen.

„Über den Gewinneinbruch des RWE-Konzerns im ersten Halbjahr 2015, die Probleme auf dem britischen Markt, weitere Milliarden-Belastungen für den Rückbau von Kernkraftwerken und den nochmals beschleunigten Kursverfall der RWE-Aktie hat der Landrat nicht informiert“, teilt Wrona mit.

In einem offenen Brief Wronas an den Landrat heißt es:

„Im September 2014 wurde im Kreistag über einen Verkauf der Aktien debattiert, die damals bei 31,32 Euro standen. In der Verwaltungsvorlage wurde die negative Perspektive für RWE ausgeblendet und kein Anlass zum Handeln gesehen. Die Quittung blieb nicht aus.“

Der Aktienkurs ist in der Folge immer weiter gesunken und hat sich seitdem mehr als halbiert.

Für den Kreis Paderborn bedeutet das seit der Kreistagsdebatte im September 2014 bei einem Bestand von 1.273.917 Aktien einen nominalen Vermögenverlust von rund 20,7 Millionen Euro oder rund 65.000 Euro pro Tag. Selbst wenn die Dividendenausschüttung für 2014 (ein Euro pro Aktie) gegengerechnet wird, beläuft sich der Vermögensverlust seit Anfang September 2014 noch auf mehr als 19 Millionen Euro oder mehr als 58.000 Euro pro Tag.

Im April 2015 hat die Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“ angesichts der unverändert negativen Perspektive erneut einen Antrag auf Veräußerung der RWE-Aktien eingebracht.

Der Kurswert der RWE-Aktie ist seit April 2015 um weitere neun Euro gesunken. Der Vermögensverlust des Kreises Paderborn beträgt somit von April 2015 bis heute nominal rund 11,5 Millionen Euro oder mehr als 90.000 Euro pro Tag.

Wörtlich erklärt Wrona in seinem Brief: „Es macht fassungslos und wütend, mit welcher Blauäugigkeit und Unkenntnis der Materie der Landrat und die Mehrheit des Kreistages die aussichtslose Lage des RWE-Konzerns ignorieren, die finanziellen Folgen für den Kreis Paderborn und die Kommunen schönreden und die gigantische Vermögensvernichtung geradezu apathisch über sich ergehen lassen.“

© 2015 Neue Westfälische
15 – Paderborn (Kreis), Dienstag 25. August 2015