
Ohne Discounter geht es nicht
Quartier im Kern: Nach Ablehnung eines Einkaufszentrums skizziert der Städteplaner Peter Urban Berger mögliche Wege zu einer anderen Planung in der Bürener Innenstadt
Von Karl Finke
Büren. „Großflächiger Einzelhandel bildet das Herz der Innenstädte.“ Mit dieser Aussage auf seiner Internetseite hätte Peter Urban Berger auch für das in Büren gerade per Ratsbürgerentscheid abgelehnte Einkaufszentrum sprechen können. Der Städteplaner aus Much im Rhein-Sieg-Kreis referierte aber als Gast des Vereins Bürgerinitiative in Büren (BiB) über mögliche Prozesse in Büren.
Berger hatte sich die Stadt bei einer Rundfahrt angesehen und verschiedene Gutachten gelesen. 17 leer stehende Geschäftslokale hatte ihm dazu der BiB-Vorsitzende Rüdiger Bonke notiert. Seit 2006 hätte die Stadt von damals 109 Einzelhandelsbetrieben 23, berichtete er. Heute lägen 43 Innenstadt-Geschäfte auch „in Streulagen“, im Kern nur ein Viertel aller Verkaufsflächen.
Der freiberuflich arbeitende Sachverständige prognostizierte, dass in den nächsten Jahren weitere inhabergeführte Geschäfte aufgegeben würden – ein bundesweiter Trend. An Bedeutung gewinnen würde dagegen der Einkauf in unmittelbarer Umgebung der Wohnung, so Berger mit Hinweis auf wichtige Nahversorger.
Seine entscheidende Frage an die Bürener lautete: „Will die Bürgerschaft, dass mehr Handel in die Innenstadt kommt?“ Würde diese Frage mehrheitlich mit Ja beantwortet, hätte der Städteplaner eine gewisse Konsequenz zur Hand: „Ich würde ungern sagen, dass ihre Stadt ohne SB-Einkauf auskommt.“ Zumindest ein weiterer Discounter oder Verbrauchermarkt müsste demzufolge im Quartier im Kern angesiedelt werden.
Wie die Bürgerinitiative eine Willensbildung in der Stadt vorantreiben könnte, beschrieb Berger skizzenhaft. Ein Bürgerforum könne der Ideensammlung und Bildung von Prioritäten dienen. Besser als ein städtebaulicher Wettbewerb sei dann ein Realisierungswettbewerb für Planungen, die sich auch umsetzen ließen. Berger wünschte dazu, dass dabei „die Individualität und der Charme der Stadt erhalten bleibt“.
In der folgenden Fragerunde bestätigte der Gast, dass „Wohnen in der Innenstadt im Trend liegt“. BiB befürwortet bekanntlich eine Mischung von Arbeiten, Wohnen und Einkaufen. Das alte Kreishaus bleibe aber auch bei einem Umbau zu Wohnungen ein „Maßstäbe sprengendes Gebäude“. Balkone könnten die Baumisere höchstens verbergen. Von einer eventuellen Fußgängerzone in Büren riet Berger ab.
Angelika Stilow, Inhaberin einer Buchhandlung, sah Büren „eher gemütlich aufgestellt“ und würde dieses Profil weiter akzentuieren wollen. Sie wünschte sich junge kreative Leute, die zum Beispiel mit einem Handarbeits-, Bastel- oder Druck-Geschäft die Stadt bereichern könnten.
„Ohne Magneten funktioniert eine Innenstadt nicht“, bestätigte Berger gewissermaßen auch das Konzept der Stadtverwaltung. „Der Combi ist ein Magnet“, so der Gast – und weiter: „Ob er ausreicht, ist eine wichtige Frage.“ Die Kunden würden aber ebenerdig einkaufen wollen – wiederum eine Absage an die zuletzt geplanten Tiefgaragen.
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15 – Paderborn (Kreis), Freitag 02. Oktober 2015