Skandal in der Flüchtlingskrise

Lokales

Skandal in der Flüchtlingskrise

Betrifft: Berichterstattung über Flüchtlingsunterbringung in einer Zeltstadt neben der JVA-Abschiebehaftanstalt.

Wieso erfahren wir Bürger erst aus der Presse, dass Massenlager an der schlechtesten Stelle gebaut werden sollen, die man in NRW überhaupt nur finden kann – sowohl für die Flüchtlinge als auch für die Bürger als auch für die Stadt?

Wenn ich das richtig verstehe, soll neben der JVA-Abschiebehaftanstalt des Landes NRW, in der Flüchtlinge auf ihre Abschiebung warten, eine Art Zeltstadt für Flüchtlinge gebaut werden? Und das mitten im Winter? Für Menschen, die aus warmen Gefilden kommen? Die werden sich den Tod holen! Und der Abschiebeknast ist direkt daneben.

Die Flüchtlinge sehen dann also jeden Tag, was als Endresultat auf sie selbst zukommen kann. Das ist seelische Folter! Zynischer und gefühlloser, absurder und gemeiner, sarkastischer und herzloser kann es kaum noch gehen. Ganz abgesehen davon, dass die Menschen in der Abschiebehaftanstalt keine Verbrecher sind und dort nichts verloren haben. Es gibt keine illegalen Menschen, nur Menschen ohne Papiere und Menschen, deren unsägliche Not kein Gehör fand. Das ist kein Verbrechen!

Kein Mensch verlässt ohne Not Alles, was er hat, seine Wurzeln, seine Heimat, seine Familie, seine Freunde, sein Land, seinen Kontinent, seine Kultur, seine Tradition, seine Sozialisation – außer er ist ein Abenteurer. Wenn Menschen nichts mehr zu verlieren haben, wird es (erweiterte) Suizide geben. Jeder dieser Flüchtlinge ist das Christkind der heutigen Zeit auf der verzweifelten Suche nach einer Herberge. Und die Stadt Büren und alle Bürger werden vor vollendete Tatsachen gestellt.

Ist das demokratisches Verhalten? Unsere Erfahrungen als Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe sind, dass man alle Hindernisse aus dem Weg räumen kann, wenn man nur zusammen hält. Dazu müssen aber als Grundvoraussetzung alle Betroffenen von Anfang an in die Planungen mit einbezogen werden bei maximaler Transparenz und Offenheit, um die beste Lösung beziehungsweise einen akzeptablen Kompromiss für alle Beteiligten und Betroffenen finden zu können – in diesem Fall sowohl für die Kommune als auch für die Bürger und die Flüchtlinge.

Das Gegenteil scheint aber viel zu oft, auch hier wieder, statt zu finden. Zudem wird damit die überaus weise und kluge Entscheidung unseres Bürgermeisters und des Rates der Stadt Büren für die humane dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen in Büren zunichte gemacht.

Besorgnisse und Ängste können nur in der persönlichen Begegnung mit dem Fremden, dem Flüchtling, abgebaut werden, niemals aber mit Massenunterkünften und Massenlagern versteckt im dunklen Wald. So schafft man keine Akzeptanz sondern treibt die – zu Recht – verunsicherten Bürger nur in die Arme von Populisten, Rattenfängern und Rechtsradikalen. Und das ist dann der Anfang vom Ende der Demokratie.

Und das, nachdem Büren zum ersten Mal, nur ein paar Wochen zuvor beispielhaft mit dem demokratischsten Instrument aller Mittel in einer Demokratie, dem Bürgerentscheid Geschichte geschrieben hat. Und nun die schallende Ohrfeige von den Oberen. So richtet man jede Demokratie zu Grunde. Was haben sich die Verantwortlichen und Entscheidungsträger nur dabei gedacht? Unbegreiflich.

Dr. Edelgard Hanses

33142 Büren

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15 – Paderborn (Kreis), Dienstag 27. Oktober 2015