Handel ist der Motor

»Handel ist der Motor«

Quartier im Kern: Stadtplaner Peter Urban Berger gibt Einschätzung im Bauausschuss ab

Von Hanne Hagelgans

Büren(WV). Mehr Handel würde der Bürener Innenstadt gut tun. Und: Das alte Kreishaus ist »maßstabsprengend« und ein »städtebaulicher Mangel«. Mit Aussagen wie diesen war der Architekt, Stadtplaner und Gutachter Peter Urban Berger jetzt im Bürener Ausschuss für Bauen, Umwelt und Stadtplanung zu Gast.

Die Diskussion, wie es nach dem Ratsbürgerentscheid gegen das geplante Fachmarktzentrum mit dem »Quartier im Kern« weitergehen soll, müsse mit Sachlichkeit, ehrlich und konstruktiv geführt werden, hatte Ausschussvorsitzender Peter Salmen (SPD) in seiner Einleitung zu Bergers Referat gemahnt. Dazu müsse man viele Informationen und Sichtweisen zusammentragen. Als ein solcher Baustein sei auch der Vortrag des Experten im Bauausschuss zu betrachten. »Wir müssen für Büren vernünftig an die Sache herangehen und irgendwann zum Ziel kommen – und das geht nur miteinander«, sagte Salmen.

Ähnlich sah es auch Peter Urban Berger. »Sie müssen sich überlegen, wie Sie von Konfrontation zu konstruktiver Planung finden«, schrieb er den Politikern ins Stammbuch. Zuvor gab er einen Überblick über die Situation in Büren und Optionen für die Zukunft. Trends wie der demografische Wandel, der zu einem Rückgang der Einwohnerzahlen und weniger PKW-Mobilität führe, der Internethandel oder auch der »Einkaufstourismus« in größere Städte gingen auch an Büren nicht spurlos vorüber. In der Folge gebe es weniger inhabergeführte Geschäfte. Berger: »Die Gewinner sind Discounter, Billigläden, Fachmarktzentren und Factory-Outlet-Center.« In jedem Fall bleibe der Einzelhandel »Motor und Frequenzbringer« der Zentren. »Ohne Einzelhandel veröden die Innenstädte«, so Bergers Credo. Neue Fachmarkt- oder Einkaufszentren würden zumeist von Filialisten besetzt, von denen aber die bestehenden Geschäfte profitieren könnten. Berger: »Kompromisse müssen sein.«

In Büren befänden sich 40 Prozent der Einzelhandelsbetriebe im Zentrum, gleichzeitig aber nur 25 Prozent der Verkaufsfläche, hat der Gutachter ein Ungleichgewicht ausgemacht. »Es gibt im Zentrum viele kleine Flächen, nicht aber große, die Investoren heute nachfragen«, so seine Folgerung.

Auf die Frage, was denn am Projekt des Investors Schoofs falsch gewesen sei, gab Berger keine eindeutige Antwort. »Ein Urteil wäre unseriös«, meinte er, »ich kann nur feststellen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung gesagt hat: Das wollen wir nicht. Was soll ich dazu sagen? Soll ich die Bürger schelten?«

Auf dem Weg zu einer Lösung für das »Quartier im Kern« schlug Berger die Einrichtung eines Bürgerforums oder einer Bürgerwerkstatt vor. Dort sollten zunächst Ideen gesammelt und unter anderem überlegt werden, ob im Quartier Wohnen, Einzelhandel, Dienstleistungen oder auch kulturelle Angebote und Veranstaltungen verwirklicht werden sollten. Auch Aspekte wie Verkehr und Parken oder Denkmalschutz sollten einfließen. »Priorität sollte der Einzelhandel haben«, so Berger.

Aus der Ideensammlung könnte die Stadt dann ein Positionspapier entwickeln, aus dem sich ein möglichst breiter Konsens herauskristallisieren sollte, beschrieb er den weiteren Weg. Daraus sollte dann ein grob strukturiertes Konzept entstehen, das in einer weiteren Bürgerbeteiligung zur Diskussion gestellt werde. Beratung und Beschlussfassung im Rat sollten sich anschließen. »Die Stadt, nicht der Investor sollte Dinge wie die Größenordnung, Nutzung und Branchenmix und auch Geschossigkeit und Bauform vorgeben«, so Berger. Anschließen sollten sich dann die Investoren- und Betreibersuche und das Bauleitplanverfahren.

Ob es denn realistisch sei, dass sich für ein Projekt in Büren tatsächlich mehrere Investoren fänden, fragte Ausschussmitglied Joachim Finke (CDU). Berger bejahte grundsätzlich. Investoren richteten sich heute verstärkt auf Klein- und Mittelstädte aus, weil zum einen die Großstädte ganz erheblich teurer seien und zum anderen Betreiber interessiert daran seien, ihr Händlernetz zu verdichten und auszubauen. Ein ihm bekannter Projektentwickler, den er gebeten habe, sich Büren einmal anzusehen, habe betont, er hätte grundsätzlich Interesse, berichtete Berger von einem »Testfall«.