Standort Paderborn in Gefahr

Montagsmarsch am Nixdorf-Ring
Fujitsu: Die Belegschaft des Paderborner Standorts demonstriert gegen die Schließung. Es gibt kaum noch Hoffnung auf eine Weiterführung des Betriebs

von Arian Amedie

Paderborn. Es weht ein kühler Wind an der Ahornallee. Über 400 der 580 Mitarbeiter des Elektronikkonzerns Fujitsu haben sich am Montagmorgen bei eisigen Temperaturen vor dem Firmengebäude der Paderborner Filiale versammelt und protestieren gegen die geplante Schließung des Standortes.
Eher ruhig machen sich die Mitarbeiter auf dem Weg rund um die Gebäudekomplexe von Wincor Nixdorf, Atos, Periskope und Fujitsu. Die Statements auf den Transparenten und Plakaten der Demonstrierenden sprechen für sich. „Der Anfang vom Ende von Fujitsu“, steht apokalyptisch anmutend auf einem der vielen Plakate, die in die Höhe gehalten werden.
„Sie sind nicht allein“, lässt Carmelo Zanghi von der Paderborner IG Metall verlautbaren. An einem Standort, an dem die IT-Industrie leben würde, sei es verwerflich, sich durch die Hintertür zu verabschieden, wie es Fujitsu täte. Die Gründe seien für ihn gänzlich unverständlich. Er habe das Gefühl, man habe in Japan einen Dartpfeil auf die Fujitsu-Karte geworfen und dabei Paderborn getroffen, so Zanghi in seiner Ansprache.
Der stellvertretende Betriebsratsleiter Günter Neumann des benachbarten IT-Dienstleister Atos ist ebenfalls als Redner geladen, spricht den etwa 400 versammelten Mitarbeitern Mut zu. „Geht raus, zeigt euch – die Unterstützung unserer Belegschaft habt ihr“, so Neumann. Die Hoffnung, dass die Zentrale in Japan ihre Entscheidung noch einmal überdenkt, ist trotz aller Durchhalteparolen und Unterstützung verschwindend gering, macht Betriebsrat Andreas Ziebarth deutlich.
»Paderborn soll von der Fujitsu-Karte gelöscht werden«
Es ginge aber noch um die Ausgestaltung dieser Schließung. Vor allem die Tatsache, dass die Unternehmensleitung aus Japan bislang keinerlei nachvollziehbare Gründe für das Aus am Heinz-Nixdorf-Ring vorgelegt habe, ist für den Betriebsrat ein Zeichen dafür, dass es hier um ein Dogma ginge: „Paderborn soll von der Fujitsu-Karte gelöscht werden.“
Die Mietverträge für den Gebäudekomplex, den Fujitsu von Wincor Nixdorf anmietet, seien bis 2020 gültig, die Kündigung der Mitarbeiter erfolgt nach derzeitigem Stand jedoch bis zum 30. September 2016. Ohne größere Not nehme man in Kauf, Millionenbeträge in ein dann leerstehendes Gebäude zu stecken, anstatt die Arbeit in Paderborn weiterzuführen. Für viele der Mitarbeiter stehe somit die Umorientierung auf dem Arbeitsmarkt an. Diese gestalte sich aber in der Region um Paderborn als eher schwierig.
Daher wünscht sich Ziebarth, dass die Konzernleitung doch noch die Möglichkeit einräume, die Entscheidung neu zu bewerten und „mit einer gewissen Reife und mehr Überlegung“ zu einem anderen Schluss kommt. Die Adventszeit beginnt, da dürfen sich Wünsche ja auch mal erfüllen.

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15 – Paderborn (Kreis), Dienstag 24. November 2015